XVIII.

1ZV der selbigen stunde tratten die Jünger zu Jhesu / vnd sprachen / Wer ist doch der Grössest im Himelreich? 2Jhesus rieff ein Kind zu sich / vnd stellet das mitten vnter sie / 3vnd sprach / Warlich ich sage euch / Es sey denn / das jr euch vmbkeret / vnd werdet wie die Kinder / so werdet jr nicht ins Himelreich komen. 4Wer nu sich selbs nidriget / wie das Kind / der ist der grössest im Himelreich. 5Vnd wer ein solches Kind auffnimpt / in meinem Namen / der nimpt mich auff. 6Wer aber ergert dieser Geringsten einen / die an mich gleuben / Dem were besser / das ein Mülstein an seinen Hals gehenget würde / vnd erseufft würde im Meer / da es am tieffesten ist. Mar. 9; Luc. 9; Mar. 9; Luc. 17.

7WEh der Welt / der ergernis halben. Es mus ja ergernis komen / Doch weh dem Menschen / durch welchen ergernis kompt. 8So aber deine Hand / oder dein Fus dich ergert / so hawe jn abe / vnd wirff jn von dir. Es ist dir besser / das du zum Leben lam oder ein kröpel eingehest / Denn das du zwo hende oder zween Füsse habest / vnd werdest in das ewige Fewr geworffen. 9Vnd so dich dein Auge ergert / reis es aus /vnd wirffs von dir. Es ist dir besser das du eineugig zum Leben eingehest / denn das du zwey Augen habest / vnd werdest in das hellische Fewr geworffen. Sup. 5; Mar. 9.

10SEhet zu / das jr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet / Denn ich sage euch / Jre Engel im Himel sehen alle zeit das Angesichte meines Vaters im Himel. 11Denn des menschen Son ist komen /selig zu machen / das verloren ist. Luc. 19.

12WAs düncket euch? Wenn irgend ein Mensch hundert Schafe hette / vnd eins vnter den selbigen sich verirret? Lesst er nicht die neun vnd neunzig auff den Bergen / gehet hin / vnd suchet das verirrete? 13Vnd so sichs begibt / das [256a] ers findet / Warlich sage ich euch / erfrewet sich darüber / mehr denn vber die neun vnd neuntzig / die nicht verirret sind. 14Also auch ists fur ewrem Vater im Himel nicht der wille /Das jemand von diesen Kleinen verloren werde. Lu. 15.


15SVndiget aber dein Bruder an dir / so gehe hin /vnd straffe jn zwischen dir vnd jm alleine. 16Höret er dich / so hastu deinen Bruder gewonnen. Höret er dich nicht / so nim noch einen oder zween zu dir /Auff das alle Sache bestehe / auff zweier oder dreier Zeugen munde. 17Höret er die nicht / so sage es der Gemeine. Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner. 18Warlich ich sage euch /Was jr auff Erden binden werdet / Sol auch im Himel gebunden sein. Vnd was jr auff Erden lösen werdet / Sol auch im Himel los sein. 19Weiter sage ich euch /Wo Zween vnter euch eines werden auff erden / warumb es ist / das sie bitten wöllen / Das sol jnen widerfaren / von meinem Vater im Himel. 20Denn wo zween oder drey versamlet sind in meinem Namen1 /Da bin Jch mitten vnter jnen. Luc. 17; Leui. 19; Deut. 19.


21DA trat Petrus zu jm / vnd sprach / HErr / Wie offt mus ich denn meinem Bruder / der an mir sündiget / vergeben? Jsts gnug siebenmal? 22Jhesus sprach zu jm / Jch sage dir nicht siebenmal / sondern siebenzig mal sieben mal. Luc. 17.


23DARumb ist das Himelreich gleich einem Könige / der mit seinen Knechten rechnen wolt. 24Vnd als er anfieng zu rechnen / Kam jm einer fur / der war jm zehen tausent Pfund schüldig. 25Da ers nu nicht hatte zu bezalen / hies der Herr verkeuffen jn vnd sein Weib / vnd seine Kinder / vnd alles was er hatte / vnd bezalen. 26Da fiel der Knecht nider / vnd betet jn an /vnd sprach / Herr / Habe gedult mit mir / ich wil dirs alles bezalen. 27Da jamert den Herrn des selbigen Knechts / vnd lies jn los / vnd die Schuld erlies er jm auch.

28DA gieng der selbe Knecht hinaus / vnd fand einen seiner Mitknechte / der war jm hundert Grosschen schüldig / Vnd ergreiff jn an / vnd würget jn / vnd sprach / Bezale mir was du mir schüldig bist. 29Da fiel sein Mitknecht nider / vnd bat jn / vnd sprach / Hab gedult mit mir / ich wil dirs alles bezalen. 30Er wolt aber nicht / sondern gieng hin / vnd warff jn ins Gefengnis / bis das er bezalet / was er schüldig war.

31DA aber seine Mitknechte solchs sahen / worden sie seer betrübt / vnd kamen / vnd brachten fur jren Herrn alles das sich begeben hatte. 32Da foddert jn sein Herr fur sich / vnd sprach zu jm / Du Schalckknecht / Alle diese Schuld habe ich dir erlassen / die weil du mich batest. 33Soltestu denn dich nicht auch erbarmen vber deinen Mitknecht / wie ich mich vber dich erbarmet habe? 34Vnd sein Herr ward zornig /vnd vberantwortet jn den Peinigern / bis das er bezalet alles was er jm schüldig war. 35Also wird euch mein himlischer Vater auch thun / So jr nicht vergebet von ewrem hertzen / ein jglicher seinem Bruder seine Feile.


1 Aus meinem Befelh / vnd mir zu Ehren / so gehets auch alles wol aus.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
Lizenz:
Kategorien: