I.

Paulus übergibt in seinem Gemach dem Boten einen Brief; ein zweiter Bote wartet auf der Bank. Neben Paulus auf der Erde liegt sein Attribut, die zwei Schwerter.
Paulus übergibt in seinem Gemach dem Boten einen Brief; ein zweiter Bote wartet auf der Bank. Neben Paulus auf der Erde liegt sein Attribut, die zwei Schwerter.

1PAulus ein Knecht Jhesu Christi / beruffen zum Apostel / ausgesondert zu predigen das Euangelium Gottes / 2Welchs er zuuor verheissen hat / durch seine Propheten / in der heiligen Schrifft / 3von seinem Son / der geboren ist von dem samen Dauid nach dem Fleisch / 4vnd krefftiglich erweiset ein Son Gottes / nach dem Geist1 / der da heiliget / Sint der zeit er aufferstanden ist von den Todten / nemlich / Jhesus Christ vnser HErr / 5Durch welchen wir haben empfangen Gnade vnd Apostelampt vnter alle Heiden /den gehorsam des Glaubens auff zurichten / vnter sei nem Namen / 6Welcher jr zum teil auch seid / die da beruffen sind von Jhesu Christo.

7ALlen die zu Rom sind / den liebesten Gottes /vnd beruffenen Heiligen.

GNAde sey mit euch vnd Friede / von Gott vnserm Vater / vnd dem HErrn Jhesu Christo.


8AVffs erst / Dancke ich meinem Gott / durch Jhesum Christ / ewer aller halben / Das man von ewrem glauben in aller Welt saget. 9Denn Gott ist mein Zeuge (welchem ich diene in meinem Geist / am Euangelio von seinem Son) Das ich on vnterlas ewer gedencke / 10vnd alle zeit in meinem gebet flehe / Ob sichs ein mal zutragen wolt / das ich zu euch keme /durch Gottes willen. 11Denn mich verlanget euch zu sehen / Auff das ich euch mitteile etwas geistlicher Gabe / euch zu stercken 12(Das ist) Das ich sampt euch getröstet würde / durch ewren vnd meinen glauben / den wir vnternander haben.

13JCH wil euch aber nicht verhalten / lieben Brüder / das ich mir offt habe [335b] furgesetzt / zu euch zu komen / Bin aber verhindert bis her / Das ich auch vnter euch Frucht schaffete / gleich wie vnter andern Heiden. 14Jch bin ein Schüldener / beide der Griechen vnd der Vngriechen / beide der Weisen vnd der Vnweisen / 15Darumb / so viel an mir ist / bin ich geneiget / auch euch zu Rom das Euangelium zu predigen. 16Denn ich scheme mich des Euangelij von Christo nicht / Denn es ist eine Krafft Gottes / die da selig machet / alle / die daran gleuben / die Jüden furnemlich vnd auch die Griechen. 17Sintemal darinnen offenbaret wird die Gerechtigkeit / die fur Gott gilt / welche kompt aus glauben2 in glauben /Wie denn geschrieben stehet / Der Gerechte wird seines Glaubens leben. Aba. 2.


18Denn gottes zorn vom himel wird offenbart3 vber alles gottloses wesen vnd vngerechtigkeit der Menschen / die die Warheit in vngerechtigkeit auffhalten. 19Denn das man weis / das Gott sey / ist jnen offenbar / Denn Gott hat es jnen offenbart / 20damit /das Gottes vnsichtbares wesen / das ist / seine ewige Krafft vnd Gottheit / wird ersehen / so man des warnimpt / an den Wercken / nemlich / an der schepffung der welt. Also / das sie keine entschüldigung haben / 21Die weil sie wusten / das ein Gott ist / vnd haben jn nicht gepreiset als einen Gott / noch gedancket / Sondern sind in jrem Tichten4 eitel worden / vnd jr vnuerstendiges Hertz ist verfinstert. 22Da sie sich fur Weise hielten / Sind sie zu Narren worden / 23Vnd haben verwandelt die Herrligkeit des vnuergenglichen Gottes / in ein Bilde gleich dem vergenglichen Menschen / vnd der Vogel / vnd der vierfüssigen vnd der kriechenden Thiere.


24DArumb hat sie auch Gott dahin gegeben in jrer Hertzen gelüste / in vnreinigkeit / zu schenden jre eigene Leibe an jnen selbs. 25Die Gotteswarheit5 haben verwandelt in die Lügen / vnd haben geehret vnd gedienet dem Geschepffe mehr denn dem Schepffer / der da gelobet ist in ewigkeit / Amen. 26Darumb hat sie Gott auch dahin gegeben in schendliche lüste / Denn jre Weiber haben verwandelt den natürlichen brauch in den vnnatürlichen. 27Desselbigen gleichen auch die Man haben verlassen den naturlichen brauch des Weibes / vnd sind an einander erhitzet in jren Lüsten / vnd haben Man mit Man schande gewircket / vnd den Lohn jres jrthumbs (wie es denn sein solte) an jnen selbs empfangen.

28Vnd gleich wie sie nicht geacht haben / das sie Gott erkenneten / hat sie Gott auch da hin gegeben in verkereten sinn / zu thun / das nicht taug / 29Vol alles Vngerechten / Hurerey / Schalckheit / Geitzes / Bosheit / vol Hasses / Mordes / Hadders / Lists / Gifftig /Ohrenbleser / 30Verleumbder / Gottes verechter6 /Freueler / Hoffertig / Rhumretig7 / Schedliche8 / den Eltern vngehorsam / 31Vnuernünfftige9 / Trewlose /Störrig10 / Vnuersünlich11 / Vnbarmhertzig. 32Die Gottes gerechtigkeit wissen (das die solchs thun / des Todes wirdig sind) Thun sie es nicht allein / sondern haben auch gefallen an denen / die es thun.


1 Der geist Gottes ist gegeben nach Christus auffahrt / von da an heiliget er die Christen vnd verkleret Christum in aller welt das er Gottes son sey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.

2 Aus dem angefangen schwachen glauben / fort in den starcken. Denn der Glaube feiret nicht.

3 Es wird vom Himel offenbart / (sonst wüste alle Welt dauon nichts) das kein Mensch from sey fur Gott / sondern alle sampt / Gottlos / sünder / vngerecht / das ist / Kinder des zorns / Vt Jnfra Cap. 3 Non est iustus etc. Vnd wenn sie schon von Gott etwas wissen oder hören sind sie doch so böse / das sie jm weder dancken noch dienen. Da her sie auch müssen zur straffe in allerley Laster fallen etc.

4 Wo nicht glaube ist / da fellet die Vernunfft von einem auffs ander / bis sie gar verblendet wird in jrem tichten / Wie denn allen weisen vnd spitzigen Köpffen geschicht.

5 Das ist / aus dem rechten Gott haben sie Götzen gemacht.

6 Sind die rechten Epicurer / die da leben / als sey kein Gott.

7 Die viel rhümen / vnd gerhümet wollen sein / als weren sie etwas sonderlichs / vnd sinds doch nicht.

8 Die tag vnd nacht trachten andern Leuten schaden vnd leid zuthun / sind auch geschickt vnd geschwind / solche practiken zu finden.

9 Das man heisst / Ein groben man / Hans vnuernunfft mit dem Kopff hin durch etc.

10 Vnbrüderlich / Wülfisch / Hündisch / die weder lust noch lieb zu weiber / Kinder / Brüder / schwester ja Eltern haben.

11 Die nicht vergeben künnen / nicht zuuersünen sind.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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