47. Riesen als Nachbarn.

[34] Ueberall auf den Höhen um Marburg bis herunter nach Wetter hausten Riesen: auf der Hunsburg bei Oberrosphe, auf dem Heppersberge, auf dem nicht mehr bekannten Schlosse Rothenstein (vielleicht auf dem Rothenberge) bei Marburg, auch auf dem Schlosse Weißenstein bei Wehrda. Auf diesem und dem Rimberge bei Caldern wohnten zwei Riesen, die besonders gute Nachbarschaft unterhielten; sie hatten gemeinschaftlich einen Backofen, welcher mitten im Felde lag. Wenn sie nun Teig kneteten, warfen sie einander Steine zu; auf dies Zeichen sollte Holz zum Ofenheizen von des Nachbars Burg gebracht werden. Einmal geschah's, daß Beide zu gleicher Zeit warfen und die Steine in der Luft zusammenfuhren; die liegen noch heutiges Tages mitten im Felde, oberhalb Michelbach; jedem ist eine große Riesenhand eingedrückt. Ein anderes Zeichen gab der Riese dadurch, daß er sich am Leibe kratzte; es war so laut, daß man es jenseits deutlich hörte.

Grimm d.M. 510.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XXXIV34.
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