An Eduard Weigelin bisher Professor am Katharinenstift

[844] Bei seinem Austritt aus der Anstalt


Freund! dein heiterer Blick und deine gelassene Miene

Heißt uns die Klage des Abschieds sparen; doch tief in der Brust dir

Selber bewegt sich das männliche Herz. Wer möcht es ihm wehren?

Denn du verlässest das Haus, das dir wie dein eigenes lieb war,

Dem du die Blüte der Jahre geweiht im redlichen Tagwerk.

Aber glücklich genug, der still sich dessen bewußt ist!

Siehe, die Zeit kommt auch, da wir weggehn nacheinander,

Ungern jeder fürwahr, doch keiner mit besserem Ruhme,

Noch von treueren Wünschen der dankbaren Liebe begleitet.


Quelle:
Eduard Mörike: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 1, München 1967, S. 844.
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