III
Dezember 1927

[169] In die Zeit, seit ich im Kerker Rechenschaft ablegte über mein Schaffen und Wollen, fällt das Kaspar-Hauser-Erlebnis meiner Rückkehr unter die Menschen, Weihnachten 1924. Ich bemühe mich, in der von der Zäsur des Weltkriegs tief aufgewühlten Welt durch Rede, Schrift und Beispiel auf die revolutionären Ziele hinzuwirken, die aus den vor sieben und acht Jahren geschriebenen Notizen zu erkennen sind. Die Dichtkunst ist nichts als eine meiner Waffen im Kampf.

Erschienen sind seit der Veröffentlichung der »Brennenden Erde« unter dem Titel »Alarm, Manifeste aus zwanzig Jahren« eine kleine Sammlung politischer Gedichte, Aufsätze und Aufrufe; unter dem Titel »Revolution« die »Kampf-, Marsch- und Spottlieder«, ferner als Appell gegen die vergiftete Kampf weise der Klassenjustiz die Schrift »Gerechtigkeit für Max Holz!« Seit 1926 gebe ich die anarchistische Monatsschrift »Fanal« heraus. Dort sind die grundsätzlichen Bekenntnisse zu suchen, die meine Stellung zu den öffentlichen Problemen der Gegenwart klarlegen.

Die private Gelegenheit des fünfzigsten Geburtstags gibt Anlaß, das Lebenswerk, soweit es ausgesprochen literarischen Charakter angenommen hat, im Überblick vorzulegen.[169]

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 169-170.
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