546. Ein Vogel weiset den Schatz.

[373] In einem Hause zu Embüren bei Rendsburg stand eines Tages ein junges Mädchen, die Tochter des Hauses, auf der Hausdiele. Da kam ein wunderlieblicher Vogel und setzte sich auf die halbgeöffnete Haustür. Es schien dem Mädchen, daß der schöne Vogel nicht recht fliegen könnte; da wollte sie ihn haschen. Aber der Vogel flatterte immer vor ihr her und kroch zuletzt unter die Wurzeln eines hohlen Baums. Nun dachte das Mädchen den Vogel zu haben, griff hinein, aber statt des Vogels bekam sie eine Schachtel in die Hand mit einer zwei Ellen langen silbernen Kette. Dies ist vor ungefähr zweihundert Jahren geschehen und man bewahrt in dem Hause noch bis auf den heutigen Tag die Kette als ein Familienerbstück sorgsam auf.


Durch Herrn I. Vollert in Embüren. – Grimm, Deutsche Sagen Nr. 123.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 373.
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