571. Der wilde Jäger.

[387] In alten Zeiten, als das Wünschen noch half, wünschte einer, der ein gewaltiger Liebhaber von der Jagd war, einmal, daß er doch ewig jagen könnte; so wollte er auch auf die ewige Seligkeit verzichten. Nach seinem Tode ist ihm dieser Wunsch erfüllt worden und in dunkeln Nächten kann man ihn mit seiner Jägerei umherziehen hören. Einem, der quer über eine Koppel gehen wollte, rief er einmal zu:


Bleib du im großen Mardelweg,

So beißen dich meine Hunde nicht.


Und ein Junge, der die Pferde hütete, rief einmal Hetäh! Hetäh! als die Jagd über ihn hinzog. Da warf ihm frühmorgens der wilde Jäger einen Pferdeschinken auf die Bettdecke und sprach: »Hast du mit gejagt, sollst du auch mit essen.«


Aus Dersau durch Dr. Klander in Plön.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 387.
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