590. Der Hollunder in Schenefeld.

[398] Auch in Schenefeld steht ein Hollunder zu Norden an der Kirchenmauer. Doch die Schenefelder selbst kennen nur die Nortorfer Prophezeiung. Wie mir aber ein Mann aus Süderhastede in Dithmarschen erzählte, so hängt des Landes Schicksal an dem Schenefelder Strauch.

Es wird hier einst bei Schenefeld eine große Schlacht geschehen. Die Unsrigen werden bald weichen und sie fliehen immer weiter zurück. Wenn sie nun bis zu dem Rotenhahn, einer einzelnen Stelle auf dem Viert bei Süderhastede, gekommen sind und alles verloren scheint, so wird ein weißer König von Norden her mit seinem großen Heere herbeikommen, und in solcher Flucht und mit solcher Hast, daß sie sich nicht die Ruhe gönnen, sondern die Bohnen, die gerade reif auf dem Felde stehen, werden sie aufziehen und aufessen. Dann wird die Schlacht wieder von neuem beginnen, die Feinde werden geschlagen und fliehen zurück, und wenn der Sieg gewonnen ist, wird der weiße König sein Pferd an den Hollunder der Schenefelder Kirche binden. – Einige glaubten, daß die Prophezeiung sich in der Russenzeit erfüllt hat, als bei Schenefeld viele einquartiert lagen und auf der Heide oft exerziert und gemustert wurde.


Mündlich.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 398.
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