11. Wie Graf Geert die Dithmarschen überfiel.

[14] (1317.)


Die Dithmarschen, nachdem sie raubend und plündernd durch Holstein gezogen waren, kamen nach Kiel. Aber bald wurden den Bürgern die Gäste lästig und sie bedachten daher einen behenden Anschlag, stellten mit Pfeifen, Trommeln und Gesang einen Tanz an, und brachten sie so hinaus nach dem Kuhberge, schlossen aber das Tor der Stadt hinter ihnen zu. Die Dithmarschen wollten nun nach Hause ziehn, trieben unterwegs aber ihren alten Mutwillen. Als sie nach Bornhövede kamen, badeten sie sich in den vollen Kufen frisches Biers, die sie im Dorfe fanden, vor lauter Übermut, und hielten dann Nachtlager auf der Heide. Des Morgens früh kam aber Graf Geert mit seinem Volke und jeder trug einen grünen Zweig mit Blättern, so daß das Heer aussah wie ein Wald, und die Dithmarschen meinten nicht anders, als daß der Wald käme. So wurden sie unvermutet überfallen und ein Teil erschlagen; andere ertranken in der Bünzener Aue. Im ganzen blieben ihrer fünfhundert.


Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 55. Quelle für Albert Kranz, Reimer Kock, Joh. Petersen, Neocorus. Detmar I, S. 208 weiß nichts davon. – Der wandelnde Wald kommt in einer altfränkischen Sage des 6. Jahrhunderts bei Aimoin III, 82, in einer hessischen bei Grimm, D.S. Nr. 91, zwei dänischen bei Saxo S. 133 und Thiele I, 172, in Shakespeares Macbeth usw. vor. Ähnlich nahmen auch die Schweizer des Landsbergers Burg, wie hier und in Nr. 8 die Dithmarschen die ihrer Zwingherrn.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 14.
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