124. Der Föhringer Kirchenbau.

[99] Die Amringer erzählen allerlei närrisches Zeug von den Föhringern und meinen, sie seien viel klüger als diese. Die älteste Kirche, erzählen sie, war anfangs ohne Tür und die Föhringer selbst wußten nicht, wie sie hineinkommen sollten. Da reiste einer hinüber zu den klügern Amringern und fragte, was in dieser Not zu tun sei. Die Amringer sprachen: »Jam mut en Döör mage.« (Ihr müßt eine Tür machen.) Der Föhringer reiste froh wieder ab, aber unterwegs vergaß er, was man ihm geraten hatte. Darüber ward er sehr betrübt, nahm seinen Spaten und ging zu seinem Nachbarn, dem er sein Unglück klagte und den er bat, ihm den verlorenen Rat suchen zu helfen. Beide gingen mit ihren Spaten hinaus[99] auf die Watten zwischen Amrum und Föhr und gruben mit großem Eifer nach dem Rat. Endlich hatte der Nachbar eine Sandbank bis ans Wasser durchgegraben, da rief er: »Ik san döör.« (Ich bin durch.) »Richtig«, sagte der andere, »en Döör wast.« (Eine Tür war's.) Da gingen sie vergnügt heim und die Kirche erhielt eine Tür.


Durch Herrn Hansen auf Sylt. Ähnlich wird ja auch von den Büsumern, Kisdorfern, Schildbürgern etc. ein Tor wiedergefunden. Man erzählt unter den Friesen von den Föhringern auch eine Schiffahrt nach dem Monde, man sah ihn in der See schwimmen, fand aber endlich da nur einen Käse etc. etc.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 99-100.
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