67. Die Leibeigenen.

[57] Zwei Depenauer wollten einst der Leibeigenschaft entfliehen. Sie machten sich deshalb an einem dunkeln Abend auf und schritten rüstig vorwärts. Wie erstaunten sie aber, als der Tag aufging und sie noch nicht die Grenze des Gutes überschritten hatten, sondern sich erst beim hohlen Bache befanden, der die Landstraße nach Bornhövede durchschneidet. Betrübt nahmen sie ihren Weg zurück und wußten sich die Sache gar nicht zu erklären, bis eine alte kluge Frau sie belehrte. Sie hätten nämlich die Grenze nicht überschreiten können, weil sie ihre Westen nicht verkehrt angezogen hätten; würden sie dies getan haben, so wären sie ungehindert fortgekommen. Sie befolgten später diesen Rat, wanderten zum zweiten Male aus, und niemals hat man wieder etwas von den beiden gesehen noch gehört.


Mitgeteilt durch Herrn Schullehrer Pasche in Wankendorf.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 57.
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