191. Die Hausleute an der Milde.

[136] Anno 1362 in der Nacht auf Lätare war die große Flut, die man die große Mandrenke oder Madetuen nennt, in der zwischen der Elbe und Riperfurt zweimal hunderttausend Menschen umgekommen sind.

Bei Römes oder Rademis hat vor dieser Zeit das beste Land an der Milde gelegen. Es gehörte achtzehn reichen Hausleuten, die ihren Kirchgang zu Mildstede gehalten. Sie trieben mit ihren Kleidern und mit Gepränge also großen Übermut, daß andere Leute, wenn sie von der Kirche heimgegangen sind, unterwegs nicht genug davon haben reden können. Da kam die große Flut und die Leute ertranken und das Land ward verdorben, so daß immer Wasser auf den Fennen steht und sie die Seefennen heißen bis auf den heutigen Tag. Das Gedächtnis der Leute aber ist geblieben und Heikebull, Edenshamm, Hunnehamm, Kophamm, Adebull etc. haben ihre Namen von denen, die weiland das Land besaßen.


(Neocorus I, 371.) Heimreich I, 261.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 136.
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