203. Die vertriebenen Dorsche.

[143] An der Mündung der Schlei wurde in alten Zeiten eine solche unglaubliche Menge Dorsche gefangen, daß sogar das Gesinde und die Tagelöhner endlich diesen Fisch verschmähten. Da frevelte ein übermütiges Mädchen so sehr, daß sie einem großen Dorsch einen Splitter durch beide Augen spießte und ihn so in die Ostsee warf. Sie wünschte ihm dabei viel Glück auf die Reise und bat ihn nie wieder zu kommen. Seit der Zeit verschwand die liebe Gottesgabe und die Dorsche wurden so selten, daß man sie jetzt nur noch auf den Tischen der Wohlhabenden findet.


Schröder, Geschichte der Stadt Schleswig S. 462 und mündlich.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 143.
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Plattdeutsche Legenden und Märchen: aus: Karl Müllenhoffs Sammlung (1845): Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg
Legenden und Märchen von Ostsee und Schlei: aus: Karl Müllenhoffs Sammlung (1845): Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg
Sagen, Maerchen und Lieder der Herzogtuemer Schleswig, Holstein und Lauenburg