207. Die verschworne Stätte.

[144] Auf Amrum ist eine Wiese, die sonst ganz voller Graswuchs ist, aber ein Ring darauf ist ganz dürr und kahl, ebenso ein schmaler Strich,[144] der davon südwärts ausläuft. Hier standen vor vielen, vielen Jahren einige Männer im Kreise herum und schwuren armen Waisenkindern den Acker ab. Als sie solches getan, da erbleichte die Erde unter ihren Füßen und alles Gras, darauf die Meineidigen traten, verdorrte und verschwand, und für keinen Tau und Regen ist das Land noch empfänglich; auch wächst kein Korn darauf; denn Gott hat den Ort verflucht und gezeichnet. Wenn die Leute aus der Kirche kamen, sprachen sie früher oft von der verschwornen Stätte (thet ferswearne Sted) auf dem Acker, der am Wege liegt; der, der mir dies erzählt, dem gehört das Feld jetzt selber.

Auch von der Borg auf Amrum, einem großen Hügel auf der nördlichen Hälfte der Insel, gingen einmal eine Anzahl Verschworner nach Südwesten zu nach dem Mohrwasser über das jetzige Merum, um ihren Plan auszuführen. Da verdorrte auch das Land unter ihren Füßen und es wächst nur elendes Gestrüpp darauf, und das Korn ist da immer leicht und ganz versengt. Fragen die Schnitter nach der Ursache, so antwortet man ihnen: »Dear haa a föörswären Lidj gingen an Gods Segen me nimmen.« (Da sind verschworne Leute gegangen und haben Gottes Segen mitgenommen.)


Herr Dr. Clement und Storm. – Herr Hansen auf Sylt. – Vgl. Wolf, Niederländische Sagen Nr. 386. Thiele, Danm. Folkes. II, 55. 85. 165.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 144-145.
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Legenden und Märchen von Ostsee und Schlei: aus: Karl Müllenhoffs Sammlung (1845): Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg
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