289. Hark Olufs.

[194] Hark Olufs, ein Amringer von Geburt, ward auf dem mittelländischen Meer von Seeräubern gefangen genommen, in Algier als Sklave verkauft und kam so in die Dienste des Bei Assin von Constantine. Dem diente er treulich zwölf Jahre, ward sein Schatzmeister und General und schlug den Bei von Tunis in einer großen Schlacht. Da erhielt er endlich Erlaubnis, in seine Heimat zurückzukehren, und lebte nun die übrige Zeit seines Lebens auf Amrum von seinen Schätzen, die er im Türkenlande gesammelt hatte. Nach seinem Tode aber hatte er keine Ruhe im Grabe. Allnächtlich wanderte er in seinem Sterbekleide auf Hochstiän (Hochstein), einer Anhöhe zwischen dem Kirchdorf Nebel und dem Süddorfe, wo er gewohnt hatte, umher, und lange Zeit wagte es keiner, den Geist zu fragen, was ihm fehle. Endlich unternahm es einer. Da gab er zur Antwort, daß er in seinen letzten Jahren die meisten seiner Schätze, die er aus dem Türkenlande mitgebracht, unter der Türschwelle seines Hauses zu Süddorf vergraben hätte, ohne seinen Erben davon zu sagen: das ließe ihm nun keine Ruhe. Als man darauf unter der Türschwelle nachgrub, fand man einen großen, ganz mit Geld gefüllten Topf, der Schatz ward gehoben und alles unter die Erben verteilt. Und von da an hatte der Geist Ruhe und man sah ihn nicht wieder.


Durch Herrn Johannsen von Amrum.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 194.
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