349. Die Schürze der Hexe.

[237] In Störkathen wohnte einst eine Frau, die ihre beiden Kälber auf einer Weide nahe bei der Stör graste. Oft aber schwammen sie durch den Fluß und gingen jenseits einem Bauern ins Heugras. Darüber schalt dieser immer gewaltig. Einmal kam die Frau gerade darüber zu, als die Kälber wieder hinübergeschwommen waren und der Bauer hinter ihnen jagte, fluchte und schalt. Da nahm sie ihre Schürze ab, breitete sie auf der Stör auseinander, setzte sich darauf und segelte hinüber. An der andern Seite angekommen rief sie: »Kaamt hęr, mien olen Schäkers, kaamt hęr; de Lüd schöllt œwer ju ni meer schelln.« Darauf liefen die Kälber schreiend zu ihr; sie aber nahm sie mit auf ihre Schürze und fuhr wieder über die Stör.


Durch Herrn Schullehrer Jahrstorf in Lägerdorf.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 237.
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