2.

[252] Daß es beim Sulstorfer Galgenberg an der Landstraße von Oldenburg nach Heiligenhafen nicht immer ganz richtig ist, hat schon mancher bei Nacht erfahren müssen. In alten Zeiten ging einmal spät abends ein Mann von Heiligenhafen nach Oldenburg. Er dachte so bei sich selbst: »Wenn du nur ein Pferd zu fassen hättest, so wolltest du bald nach Oldenburg kommen.« Als er nun in der Gegend des Galgenbergs war, bemerkte er in der Dämmerung der Nacht einen alten Schimmel, der sich zu ihm gesellte und nicht von seiner Seite wich. »Du kommst mir eben recht«, dachte der Mann, faßte den Schimmel, der das auch schon erwartet zu haben schien, und schwang sich hinauf und trabte davon. Aber schon nach ein paar Schritten fing der Schimmel unter ihm an immer größer und größer zu werden, und wäre der Reiter nicht herabgesprungen, der Schimmel wäre mit ihm wer weiß wohin gegangen. Denn der Schimmel, das war der Teufel selber.


Aus Oldenburg durch Herrn Schullehrer Kruse in Eutin. – Vgl. Nr. 374.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 252.
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