Amors Scheere

[304] Amor schleicht mit einer Scheere

Um dein Lockenhaupt verstohlen.

Nimm in Acht dich vor dem Gotte,

Denn er will das Haar dir scheeren,

Weil er sieht, daß alle Herzen[304]

Nur in deinen Locken hängen.

Will er für ein andres Plätzchen

Auch einmal ein Herzchen haben,

Muß er es aus deinen Locken

Erst mit List und Mühe lösen.


Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 304-305.
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