Krankenwacht

[138] Dumpfe Stille braut und braut

rings im Haus, – zuweilen nur

leiser Stundenschlag der Uhr

und ein geisterhafter Laut

wie ein banges, tiefes Stöhnen . . .


Nicht der Wind, der nächtlich singt, –

ach, ein Seufzen grambeschwert

hebt die Brust, die mich genährt –

eine müde Seele ringt

mit dem letzten großen Schweigen.


Müde glimmt zur Krankenwacht

noch die Lampe – müde fort

starrt mein Blick – – – ach, nur ein Wort,

nur ein Schrei in dieser Nacht!

Nicht dies hoffnungslose Schweigen . . .


Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 138.
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