Der Zukunft Krone

[90] Dem Mann der Arbeit – und ob er schwingt

die Axt in der nervigen Rechten,

und ob er das Gold aus der Erde ringt

aus des Bergwerks dämmernden Schächten,[90]

ob er lehrt und schafft und die Feder hält

und den Meißel führt, – ihm gehört die Welt,

ihm gehört der Zukunft Krone!


Wir haben gebeugt in Fron und Joch

den trutzigen Nacken lange, –

und heimlich glühte das Herz uns doch

bei des Hammers ehernem Klange.

Der Schweiß, der nieder die Stirn uns rann,

er adelt uns alle, Weib und Mann,

und gibt uns der Zukunft Krone.


Wir wollen kein feiges, kein halbes Geschlecht,

kein tröstendes Wort, uns zum Hohne:

wir wollen für jeden sein heiliges Recht,

für jeglichen Arbeit, die lohne, –

und Freude, wo brennend die Träne jetzt fällt,

und Frieden der ganzen, der seufzenden Welt –

und dem Volke der Zukunft die Krone!


Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 90-91.
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