Sonnenwende

[124] Es fiel ein Blütenregen

herab auf Wald und Feld,

ein Netz von Sonnenstrahlen

umspinnt die grüne Welt;[124]

das flammt und blüht und duftet

und höhnt den Glockenschlag,

als ging er nie zu Ende,

der süße, goldene Tag . . .


O Tag der Sonnenwende,

vollblühende Rosenzeit,

du hast mir ins Herz geduftet

berauschende Seligkeit!

Das pocht und glüht und zittert

und bebt im Vollgenuß,

als ging er nie zu Ende,

der süße, erste Kuß –


O Tag der Sonnenwende –

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Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 124-125.
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