Das Ende

[273] Und also war's zum letztenmal,

daß unsre Hände sich umfangen, –

dann bin ich stumm, wie Hagar einst,

in Nacht und Not hinausgegangen.


An meines Lebens Himmel war

der letzte lichte Stern gesunken,

die heilge Glut in meiner Brust

erloschen bis zum Aschenfunken.


Was jetzt noch kommt ist Schmerz und Schmach,

ist todesruhiges Entsagen:

ich werde meines Daseins Last

mit ungebeugtem Haupte tragen.
[273]

Und sagt ich's euch, ihr glaubtet's nicht,

selbst nicht den früh gebleichten Haaren:

wie riesenstark das Menschenherz,

muß jeder an sich selbst erfahren.


Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 273-274.
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