Sechzehnte Scene.

[257] Die Vorigen. Ein dänischer Ritter, aus der Gallerie zur Rechten. Dann Jarl.


DER RITTER außerhalb.

Dort steht der König, außer dem Gefechte,

Nicht weiter, Dänen, bis er's gut heißt! – Halt!


Er tritt auf.


Herr, wir sind glücklichen die Burg gedrungen,

Und ohne Schwertschlag Meister dieser Seite.[257]

Für wessen Sache sind wir in dem Streite?

ALF.

Des Königs Sache führt der König. Fallt

Auf die Rebellen, die der Haß gedungen,

Und, wie das meine, schützet Yngurds Haupt.

JARL durch den Haupteingang eingetreten.

Es ist nicht nöthig, Fürst, sie sind bezwungen.

Wer's nicht gesehn, hat Mühe, daß er's glaubt:

Die Meisten sind vor seiner Stimm' entlaufen.

Nur Egrösund, von einem kleinen Haufen

Umgeben, stand; doch wie das Schlachtroß schnaubt,

Rief's: »Ueberläufer!« aus des Helden Munde,

Und jener fiel, mit einer tiefen Wunde

Am Hals, als hätt' ein Richtbeil ihn getroffen.

Zähnknirschend liegt er, und die Augen offen.

ALF.

Der König lebt?

JARL.

Er glaubt, nicht lange mehr.[258]

Nicht achtend, daß kein Stahl die Brust bedeckte,

Rannt' er in eines Oskarmannes Speer,

Im Augenblick, wo er den Reichsherrn niederstreckte.

Nach seinem Willen bringt man ihn hieher.

BRUNHILDE hat der letzten Nachricht mit Spuren von Theilnahme zugehört.

Horch! Braunhild weiß:

Die Sense mäht,

Was reif ist, ab.

Der Tag ist heiß,

Die Sonne geht,

Kühl ist das Grab.


Quelle:
Adolph Müllner: Dramatische Werke. Band 3, Braunschweig 1828, S. 257-259.
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