Vierte Scene.

[214] OSKAR allein, nach einer Pause.

Das wirst du nicht. Er ist, wie ich, gefangen:

In Mauern ich, in Satans Banden er.

Er muß nun, was er wollte, nimmermehr

Kann der zurück, der so weit ist gegangen.

Könnt' ich zurück, auch wenn ich frei noch wär'?

Könnt' ich sein Norweg heilen vom Verlangen

Nach mild'rer Herrschaft? mich von der Begier,

Des Oheims Lust – die Braut des Oheims, der

Mir Vater war, an meine Brust zu schließen? –


Schmelzend.


O Asla! Asla!


Sich bezwingend.


Nein, ihr sollt nicht fließen,

Ihr weichen Thränen! – Kraft verleihe mir,

Du ew'ge Kraft, aus der die Welt entsprossen!

Des Lebens Höchstes hat mein Herz genossen:

Ich lag an ihrem Mund. Des Geistes Recht[215]

Bewahrte mir der unvorsicht'ge Knecht,

Die Todespforte ließ er unverschlossen.

Ruf oder Wink kann zu dem Schiffsvolk dringen –

Ein kühner Sprung in's Meer – er kann gelingen,

Kann lebend mich hinab zu Freunden bringen.

Gelingt er nicht, so sterb' ich nah' dem Ort,

Wo uns're Seelen in einander flossen,

Und sterbe frei, und spare dir den Mord,

Du Königsheld, du Angelstern am Nord,

Du rauher Feind, den Oskar nicht kann hassen.

Mich treibt nicht Noth, ein Sehnen zieht mich fort,

Des Todes Bahn muß ich in's Auge fassen.


Er geht in das Gemach zur Linken. Verwandlung.


Quelle:
Adolph Müllner: Dramatische Werke. Band 3, Braunschweig 1828, S. 214-216.
Lizenz:
Kategorien: