Fünfzehnter Auftritt.

[64] Die Vorigen, Knorzheimer tritt eiligst mit einem Brief in der Hand auf.


KNORZHEIMER. Do is was! – Schwarz uff weiß. – Ach ich sehn schond, es hot doch sein Nichtigkeit schond mit Ihne zwäh.

CAPITAIN. Ja des hots! – Auf Weigenand zeigend. Des is der Zukinftige!

KNORZHEIMER. Des hab ich schon lengst so komme sehn. Zu Weigenand. Gratelier! – Do is awwer wos von dem geheime Rath, des sich gewesche hot. Gibt ihm den Brief. Basse se uff es is e Häusi drinn, daß es net eraus fällt.

WEIGENAND indem er liest. Das ist zu viel! – Nein – ich kanns nicht annehmen.

KNORZHEIMER. Ich hammersch doch gleich gedacht Se dehte Sparjemente mache, deswege haw ich den Herrn Geheime Rath gebitt, er sellt mirsch ufftrage. Sie warn sehr in Verlegenheit, mit was se sich dankbar bezeige sellte, da hawe Se mich, als en vertraute Mann, um Roth gefragt.

CAPITAIN. Viel Ehr!

WEIGENAND. Lieber Vater lesen Sie! Gibt ihm den Brief.

CAPITAIN. – – E Haus! – was e Mann!

KNORZHEIMER. Ja! ewens weil der Herr Geheime Rath gar net gewißt hawe, uff welche Art se ihr Dankbarkeit beweise[64] sellte – dann Geld, des sagten se selbst, des het nicht gebaßt. Do haw ich Ihne gesagt: do draus vor dem Eschemer Dohr, da hawe se so e Garteheusi; was duhn se dermit, sie wohne ja doch mein Lebsdag net drinn, die Spatze baue ja Nester enein – do wersch ja besser die zwäh junge Leut dehte sich e Nestge enein baue.

WEIGENAND. Herr Knorzheimer, mit welchem Rechte konnten Sie – – –?

KNORZHEIMER. Mit welchem Recht? was e Geschwetz: A, wann mer net vor sich selbst redde kann, do muß mer Leit hawe, die vor ähm redde.

WEIGENAND. Aber unberufen! –

CAPITAIN. Herr Weigenand, se breiche sich net ze schehme; von so eme Mann kann mer figlich was annemme, derzu e Gartehäusi! – Ich hab Ihne ja aach des Liesi, blos von wege Ihre Heldedahte gewe – bedenke se nordst!

WEIGENAND. Nun, es sey!

LIESCHEN. Ach Vatter, ich wähs gar net, was ich sage soll, vor lauder Frähd.

GRETCHEN. Ehrlich währt am längste!

MILLER. Es hot jo lang gedauert, bis se sich kricht hawe.

WEIGENAND. Herr Capitain, mein Vater, wie soll ich Ihnen danken?

CAPITAIN. Habt mich lieb, un bleibt so brav, se bin ich zefridde.

MILLER. Herr Hochzeiter, Junfer Braut, ich gratelirn!

EPPELMEIER. Ewefalls, mein Glickwunsch, Herr Weigenand, Junfer Liesi, Sie hawe des beste erwehlt, Junfer Gretche, baldige Nachfolg!

CAPITAIN. Merk dersch, Gretche, wann de heirothe willst, in Gottesname, awwer fang's mit dem Dobleiwe an, mit de Fortlaafe duht sichs net.[65]

EPPELMEIER. Sie duhn's gewiß net mehr, sie hawe e Hoor drin gefunne.

GRETCHEN. Wer den Schadde hot, derf for den Spott net sorje.

WEIGENAND. Nie mehr sei die Rede von Gretchens Abenteuer! –

ALLE. Nie!

WEIGENAND. Ein Schurke, der sein Wort nicht hält!

ALLE. Es gilt! – topp.

CAPITAIN. Weil sich dann alles uffgeklehrt hot, so wolle mer aach den Owend unnerenanner vergnigt zubrenge. Drinn uff dem Disch steht schond der Brothe un der Sollat. Uff Lähd folgt Frähd!

MILLER. Mege mer des uns bevorstehende Glick in Ruh un Friede genieße. Die Junfer Brut un der Herr Braitigam solle lewe, un des ganze Kimmelmeierische Hauß dernewe! Hoch!!

ALLE. Hoch!![66]

Fußnoten

1 Hier: unverheiratete Mannspersonen von 30 bis 50 Jahren.


Quelle:
Carl Malß: Volkstheater in Frankfurter Mundart. Frankfurt a.M. 31884.
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