Abendlied

[16] Der Abend schleiert Flur und Hain

In traulichholde Dämrung ein,

Manch Wölklein hell im Westen schwimt,

Vom sanften Liebesstern durchflimt!
[16]

Die Wogenflut tönt Schlummerklang,

Die Bäume lispeln Abendsang,

Das Wiesengras durchhaucht gelind

Der liebe Sommerabendwind!


Der Geist der Liebe wirkt und webt

In allem was sich regt und lebt!

Im Meer, wo Wog' in Woge fließt,

Im Hain, wo Blat an Blat sich schließt!


O Geist der Liebe! führe du

Mir meine fromme Maja zu,

Mit ihr, bei dieser Sterne Schein,

Der Schöpfung Gottes mich zu freun!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 16-17.
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