Todesgedanken

[22] Ruht mein Leib in Gottes Erde,

Wo ich auferstehen werde,

Unter Moder, Nacht und Graus

Von dem Lebenskampfe aus:


Dann wird hin ins bessre Leben,

Lichtumstralt, mein Geist entschweben,

Sich des Anschauns Gottes freun,

Hochbeglükt auf ewig sein!


Jede bange Trauerklage,

Jedes Leiden düstrer Tage

Schwindet dort vor meinem Blik

Dann auf immerdar zurük!


Freuden harren des Verklärten,

Die du, Gott, dem Kampfbewährten,

Von Begin bereitet hast,

Freuden, die kein Geist umfaßt!
[22]

Drum, mein Herz, laß ab zu weinen:

Heute kann die Stund' erscheinen,

Die mich zu der Todesgruft

Auf Jehova's Winken ruft!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 22-23.
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