Der Bund

[217] Sie an Ihn.


Hast du's in meinem Auge nicht gelesen,

Was ungestüm dein Mund seit gestern fragt?

Ich ahnd' in dir das gleichgeschaffne Wesen

Und meines Daseyns öde Dämmrung tagt.

In dunkler Wolke webt, mit leiser Hand,

Die Sympathie geheimnißvoll ihr Band.
[217]

Empfang', Ersehnter, diese Freudenzähre,

Zum Dank, daß du den Himmel mir enthüllt!

Der Erd' entführt ins Thal der Schattenchöre

Einst Psyche nur allein dein holdes Bild:

So rettete von Tauris wildem Strand

Sein Heiligthum Orest ins beßre Land.


Du den ich kühn aus Tausenden erwähle,

O Schöpfer hoffnungsvoller Blütenzeit!

In diesem Kuß nimm meine ganze Seele,

In diesem Ring das Pfand der Ewigkeit.

Am Sternenhimmel flammt das heilge Wort:

Der Geister Einklang tönt unendlich fort.

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 217-218.
Lizenz:
Kategorien: