Todtenkranz für ein Kind

[229] Sanft wehn, im Hauch der Abendluft,

Die Frühlingshalm' auf deiner Gruft,

Wo Sehnsuchtsthränen fallen.

Nie soll, bis uns der Tod befreit,

Die Wolke der Vergessenheit

Dein holdes Bild umwallen.


Wohl dir, obgleich entknospet kaum,

Von Erdenlust und Sinnentraum,

Von Schmerz und Wahn geschieden!

Du schläfst in Ruh'; wir wanken irr

Und unstätbang' im Weltgewirr

Und haben selten Frieden.

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 229.
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