Mitgefühl

[123] Im Irrgang dieses Lebens

Ists oft so bang' und schwül!

Und mancher fleht vergebens

Um Trost und Mitgefühl.


Du hast umsonst so sehnlich

Zum Himmel nicht gefleht;

Du fandst, dem deinen ähnlich,

Ein Herz, das dich versteht.


Der Leiden Ueberfülle

Versenk' in dieses Herz,

Und weih' der Abendstille

Nicht mehr den stummen Schmerz!
[123]

Blick auf, o Hoffnungslose!

Hoch in der Zukunft Hain

Entknospet Ros' auf Rose,

Den Weg dir zu bestreun!


Den Weg, wo Morgenschauer

Durch alle Pulse dringt,

Und los von jeder Trauer

Dein edler Geist sich ringt!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 123-124.
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