III.

[550] Als Heinemann in die Nähe seiner Wohnung kam, drohten ihm die Kniee zusammen zu brechen. Er war nächst dem Tannenbauer als der reichste Mann im Dorfe bekannt und hatte auf den Mammon gepocht, ohne für Unglücksfälle, wie der jetzt ihn treffende einer war, die gewöhnlichen Vorkehrungsmaßregeln zur Sicherung seiner Habe zu treffen. Der Bauer befreundet sich nur langsam mit Einrichtungen, deren Nützlichkeit ihm nicht sofort und schwerwichtig in die Augen fällt, nimmt der Speculation gegenüber gern eine mißtrauisch zuwartende Haltung an und betrachtet selbst das Versicherungswesen mit einer Vorsicht, deren Folgen er nicht selten zu beklagen hat.

Der Wiesenhof war nicht versichert, und sein Besitzer dachte in diesem Augenblicke nicht an die Gefahr, in welcher sich Weib und Kind befanden, sondern nur an den schweren Verlust, den das gefräßige Element ihm bereiten mußte.

Sowohl die mit Getreide gefüllte Scheune, als auch die Stallung, in deren oberen Räumen ein bedeutender Vorrath duftenden Gebirgsheues untergebracht war, brannte lichterloh; der funkensprühende Schwalch leckte bereits an dem Hauptgebäude, und doch war kein Mensch in dem tageshell erleuchteten Hofe zu sehen. Die Bewohner schienen nur mit ihren nächsten Habseligkeiten beschäftigt und an das arme Vieh nicht zu denken, welches ängstlich nach Rettung brüllte.

Heinemann schwankte nach dem Stalle und öffnete die Thür. Mit Hilfe der auch jetzt herbeieilenden Nachbarn gelang es ihm, die Thiere in das Freie zu bringen. Damit war es aber auch vollständig mit seiner Kraft zu Ende, und zusammenbrechend sank er auf einen der Sessel nieder, welche man aus der Wohnstube mit anderen Möbeln herbeigetragen brachte.

»Steh' auf, Wies'nbauer,« mahnte ihn eine schnarrende Stimme. »Es ist von Deinem Gesind' gar Niemand net zu seh'n, und es muß doch auch wer da sein, der in dem Gedräng' auf Ordnung sieht!«

»Laß mich! Ich mag gar nix mehr wiss'n auf der Welt. Du bist doch der Richter und kannst die Ordnung führ'n!«

»Ich hab' net Zeit dazu. Jetzt kommt die Spritz', und bei der muß ich sein, damit sie die richtige Stell' im Aug' behalt'n!«

»So geh'! Mit mir ist's aus; mir ist nun Alles gleich!«

Es stürmte vom Thurme. Das waren dieselben Glocken, deren frommes Mahnen er heute von sich gewiesen hatte. Wie ganz anders klang jetzt ihre Stimme! Er hörte sie nicht; er hatte keine Sinne mehr für die Außenwelt; es war ihm, als läge er selbst in Asche. – Asche? Wie hatte die Drohung des jungen Teufelsbauern gelautet? »Du hast Wind und Asch' gesä't und wirst Sturm und Feuer ernten!« Sie hatte sich erfüllt. Die Flamme stieg breit und groß vor ihm zum blutroth gefärbten Himmel auf, und der Sturm drehte sie zusammen, riß sie wieder auseinander und warf einen zündenden Funkenhagel auf das theilweise noch mit Stroh gedeckte Wohnhaus nieder, dessen Rückwand nach dem unvorsichtigen Gebrauche der Gebirgler bis hoch hinauf mit kurzem Reisig und kleingehacktem Brennholze belegt worden war.

Die Erinnerung an seine Begegnung mit Gustav gab ihm neue Kraft; er sprang empor und blickte mit verstörtem Gesichte um sich. In einem wirren, fürchterlichen Durcheinander eilten, sich mehr hindernd als helfend, die mit Löschen und Retten beschäftigten Leute hin und her; es fehlte gänzlich an der nothwendigen Leitung; Jeder that, was ihm beliebte, und der kleine Ortsrichter ließ dem Wasserstrahle der Spritze eine solche Leitung geben, daß derselbe kaum irgend einen Nutzen schaffen konnte.

»Was ist denn das für aan unselig's Gethu', Ihr Leut'?« donnerte da eine Stimme durch den wüsten Lärm. »Macht aane Reih' mit Euern Wassereimern, von hier bis an den Teich, und schafft die Spritz' rasch in den Gart'n, sonst brennt das Reisig an und Alles ist verlor'n!«

Der Richter fuhr herum, erzürnt über das Corrigiren seiner Anordnungen.

»Hast' etwa 'was hier zu befehl'n, Teufelsbauer? Mach' Dich schnell aus dem Dorfe fort, sonst wirst' hinausgebracht, Du waaßt wohl schon, warum!«

»Bist' wieder da, Haubold Frieder?« erscholl es plötzlich auf der anderen Seite, von welcher Heinemann mit vom Grimme verzerrtem Gesichte herbeigesprungen kam. »Willst wohl seh'n, ob ich mich schon vor Deinem Advocat'n fürcht'? Ich bin noch immer der Wies'nbauer, und Du – waaßt noch immer net, wie's damals war mit meinem Bruder? Kommt her, Ihr Leut', und werft ihn in das Feuer! Er hat es angezund'n!«

»Um Gotteswill'n, was thust', Vater!« warnte ihn Katharina, indem sie sich zwischen die beiden Männer stellte. Auch ihr hatten die Kräfte versagt, so daß sie erst jetzt herbeigekommen war. »Hast' doch die Mutter geseh'n?«

»Die Mutter? Nein, ich hab' noch Niemand net geseh'n. Geh' in das Haus; dort wirst' sie treff'n!«

Mit einem kurzen Angstschrei eilte sie fort. An der Thür kam ihr ein Trupp Flüchtiger entgegengestürzt, denen ein dunkler, brenzeliger Rauch nachwirbelte. Unter ihnen befand sich auch die Magd, beladen mit einem Pack von Kleidungsstücken.

»Kannst net mehr hinein, Kathrin'! Das Feuer hat das Reisig ergriff'n, und in der Stub' steht All's in Brand.«[550]

»Wo ist die Mutter?«

»Die Mutter? Ich hab' sie jetzt gar net geseh'n. Als das Wetter kam, da ist sie mit der Latern' nach dem Bod'n 'gangen, um die Lad'n zu verschließ'n. Darauf kam sogleich der Blitz, und seitdem waaß ich nix von ihr.«

»Mein Gott, die Mutter verbrennt!« schrie entsetzt das Mädchen auf. »Ich muß sie hol'n!«

Sie konnte diesen Vorsatz nicht ausführen. Schon beim ersten Schritte wurde sie von dem dicken Rauche, welcher ihr entgegendrang, zurückgeworfen, und wehklagend eilte sie zum Vater zurück. Dieser erschrak aufs Höchste und machte den gleichen Versuch, wie sie, aber mit demselben Erfolge.

»Die Wies'nbäuerin steckt im Feuer! Wer will hinein zu ihr?« ging es von Mund zu Mund, aber Niemand fühlte sich berufen, diese Frage durch die That zu beantworten. Die Flammen schlugen schon aus den unteren Räumen, und die Treppe war unmöglich mehr zu erreichen.

Da brachen sich Zwei mit einer Leiter Bahn, welche sie zur Giebelseite des Hauses trugen und dort an eines der oberen Fenster lehnten.

»Halt' fest, Gustav; ich steig' hinauf!«

»Nein, Oheim. Hinauf geh' ich, und Du hilfst mir nachher von auß'n!«

Er drängte den Tannenbauer auf die Seite, klomm die Sprossen empor, zertrümmerte mit einigen Schlägen der Faust das Fensterkreuz und stieg dann hinein.

»Die Teufelsbauern thun's!« rief Einer verwundert.

»Die können's auch,« lautete die Antwort. »Der Haubold kann den Feuerseg'n sprech'n, der im siebent'n Buch Mosis steht. Er setzt sich auf seinen Rapp'n, reitet dreimal im Galopp rund um das Haus herum, und das Feuer ist auf der Stell' erlosch'n. Er mag's dem Heinemann nur net zum Gefall'n thun. Zwar hab' ich's von ihm noch net geseh'n, aber von seinem Vater, als damals der Pfarrhof brannte.«

»Ja, und von ihm haben's die Beiden gelernt, so daß ihnen nun das Feuer nix anhab'n kann. Kaan Anderer hätt's gewagt, in diese Glut zu steig'n; aber paß auf, der Gustav bringt die Bäu'rin ganz heil heraus!«

»Nein, das ist nun net mehr möglich! Schau, die Flamm' ist schon ganz nah' am Fenster!«

»Und doch! Da kommt er schon; er ist mitt'n durch das Feuer hindurch!«

Es war so. Gustav erschien an der Oeffnung, einen dunkeln, schweren Gegenstand tragend.

»Komm herauf, Oheim; ich muß sie Dir hinaus geb'n. Aber mach' schnell, sonst faßt mich der Brand!«

Der Teufelsbauer stieg empor und nahm die besinnungslose Bäuerin in Empfang.

Während er sie nach unten brachte, schwang sich der Jüngling heraus. Noch im letzten Augenblicke hatten die Flammen seine vollständig versengte Kleidung ergriffen; er stürzte sich mehr von der Leiter, als er sie herabklomm, und eilte dann der Richtung zu, nach welcher die Spritze ihren Wasserstrahl versandte.

»Löscht mir das Feuer!« rief er dem Richter zu.

Dieser, welcher jetzt die Mündung des Schlauches selbst leitete, zögerte, dem Rufe Folge zu leisten. Da legte Haubold die Gerettete zur Erde, sprang herbei, stieß ihn hinweg und ließ einen dichten Tropfenregen auf den Neffen fallen. Dieser war zu Boden gesunken; die Anstrengung und der Schmerz hatten ihm das Bewußtsein geraubt.

Katharina kniete mit ihrem Vater bei der Mutter, um welche sich, ebenso wie um Gustav, ein Kreis Neugieriger bildete.

»Er ist verbrannt!« bemerkte der vorige Sprecher. »Sie hab'n den Seg'n gar net gesproch'n oder aan'n Fehler dabei gemacht.«

»So kommt die Straf' für solches Satanswerk, und wenn er stirbt, fährt seine Seel' zur Höll'!«

»Nehmt Euch in Acht, daß Ihr net selbst hinfahrt statt seiner!« zürnte Haubold, welcher, jetzt mit der Untersuchung des Neffen beschäftigt, die lieblosen Worte vernommen hatte. Er blickte suchend im Kreise herum und gewahrte einen seiner Knechte. »Spring' rasch nach dem Tannenhof und hol' die Trag' sammt noch dem andern Mann. Ihr müßt den Gustav nach Haus' schaff'n!«

»Ist's bös, Herr Haubold?« fragte der Angeredete.

»Nein, lange net so schlimm, als ich vorerst gedacht hab'. Aber lauf', damit ich net zu lang' zu wart'n brauch'!«

»Könnt'n wir net hier Jemand'n find'n und aane Trag' dazu?«

»Geh nur! Die Leut' soll'n mit dem Teufelshof gar nix zu schaff'n hab'n; ich will sie net um ihre Seligkeit betrüg'n!«

»Ihr dürft nicht gar so bitter sein, Tannenbauer!« klang da eine milde Stimme. »Die Leute haben doch vielleicht nicht ganz allein die Schuld an dem, was Euch kränkt.« Es war der Pfarrer, welcher sich noch nicht gar lange Zeit im Amte befand und hier die ihm willkommene Gelegenheit ergriff, gegen das Vorurtheil und den Haß, von denen er so viel gehört hatte, nach besten Kräften anzukämpfen. »Ihr habt mehr als Eure Schuldigkeit gethan und es sehr wohl verdient, daß Euch Hilfe geleistet wird. Ist die Trage wirklich nothwendig?«

»Ja, weil's so weit nach Haus' ist, Herr Pastor, sonst könnt' man sich auch ohne sie behelf'n. Er wird wohl arge Schmerz'n leid'n, wenn er aufwacht.«

»So dürft Ihr ihn gar nicht so weit transportiren. Schafft ihn nach meiner Wohnung, die ist ganz in der Nähe! Und wenn sich Niemand findet, der mit zugreifen will, so fass' ich selbst mit an!«

»Ich dank' Ihn'n schön, Herr Pastor,« meinte Haubold, innig erfreut über diesen ersten Beweis einer freundlichen Gesinnung, welcher ihm seit langer Zeit entgegengebracht wurde. »Ihr Anerbiet'n nehm' ich um des Neffen will'n gern dankbar an. Aber dann sind wir schon selbst genug, ich und der Knecht. Ich verlangte nur den Anderen noch, weil ich gleich nach der Felsenkanzel wollt', um da 'was Nothwendig's zu hol'n.«

»Nach der Fels'nkanzel? Und jetzt, mitten in der Nacht? Was habt Ihr von dort so sehr nöthig?«

»Es steht dort aan Kraut, welches geg'n die Brandwund'n hilft und sonst nirgends mehr zu find'n ist. Ich hab's auch net daheim, weil's nur frisch angewendet werd'n darf.«

»So geht! Den jungen Mann könnt Ihr mir bis dahin anvertrauen; ich werde für ihn die beste Sorge tragen. Kommt her, Ihr Männer, und greift mit an, aber fein säuberlich, damit Ihr ihm nicht wehe thut!«

Das Beispiel des Pfarrers war von dem besten Er folge begleitet. Die Verständigeren unter den Umstehenden fühlten die Rücksichtslosigkeit ihres bisherigen Verhaltens und waren jetzt zu der geforderten Hilfeleistung gern bereit.

Als man im Begriffe stand, den Verletzten davon zu tragen, trat Katharina herbei. Sie hatte das hochherzige Beginnen der beiden Tannenbauer mit angstvoller Spannung verfolgt und war seit dem Gelingen desselben mit ihrer nun wieder erwachten Mutter beschäftigt gewesen.

»Was ist's mit ihm?« fragte sie besorgt. »Ist er todt?«

»Nein, meine Tochter,« antwortete der Pfarrer; »er ist nur von Hitze, Rauch und Schmerz ohnmächtig geworden.«

»Darf ich ihn seh'n, Herr Pastor? Komm her, Mutter, er hat Dich aus dem Tode fortgeriss'n!«

»Bleibt nur zurück!« gebot Heinemann. »Er ist aan Haubold, und Ihr habt mit ihm gar nix zu thun. Oder willst' etwa die Pflaster für ihn streich'n?«

»Ja, Vater, das werd' ich auch, wenn's welche für ihn zu streich'n giebt! Es hat's Kaaner gewagt, in das Feuer zu geh'n, kaan Einziger, auch Du net; aber er ist hineingestieg'n, obgleich man ihn auf alle Weis' verfolgt und böse Ding' von ihm ersinnt. Die Mutter wär' elendiglich verbrannt, wenn er net muthiger gewes'n wär', als Ihr, und nun muß er auch seh'n, daß wir ihm den Dank net schuldig bleib'n!«

Sie hatte noch niemals in diesem Tone zu ihm gesprochen; sie wußte selbst nicht, woher ihr die Kühnheit dazu kam, zumal es nicht unter vier Augen, sondern vor so vielen Leuten geschah. Liebe, Dankbarkeit und Entrüstung hatten ihr die Worte dictirt, und sie war der Stimme ihres guten Herzens gehorsam gewesen, ohne nach den Folgen zu fragen.

Heinemann fand im ersten Augenblicke vor Erstaunen gar[551] keine Worte; dann aber nahm er sie beim Arme und schleuderte sie weit von den Trägern zurück.

»Was willst Du? Mir die Moral vorles'n? Ich werd' Dir zeig'n, wem Du zu dank'n hast! Schafft mir den Kerl vom Hof, sonst werf' ich Euch sammt ihm hinaus! Und Du, Haubold Frieder, troll' Dich auch rasch von hinnen. Ihr habt mir jetzt die Frau erhalt'n, aber wir sind noch nimmer quitt; aan Mord wiegt schwer als die paar Blas'n, die der hier auf die Haut bekommen hat!«

»Ich geh' schon, Wies'nbauer,« antwortete Haubold mit finsterer Ruhe; »aber denk' an den Advocat'n, den ich mir angenommen hab'. Er hat Dich schon gepackt und wird Dich net so bald wieder losgeb'n. Und was den Mord betrifft, so merk's: ich geh' grad' jetzt zur Fels'nkanzel. Kannst mir auch nachschleich'n, wie mir damals Dein Bruder nachgeschlich'n ist!«

Er wendete sich ab und schritt durch das zertrümmerte Thor davon.[552]

Heinemann blickte ihm mit funkelnden Augen nach. Seit dem Begebnisse im Felsenbruche hatte er das Verlangen gehegt, mit dem vermeintlichen Mörder Abrechnung halten zu können, und es war ihm selbstverständlich gewesen, daß dies auf der Kanzel geschehen müsse. Er war mit diesem Gedanken schlafen gegangen und mit ihm erwacht und hatte denselben so tief in sich eingesogen, daß er ein Theil seines Selbst geworden war. Er hatte sich Mühe gegeben, ihn zu verwirklichen, hatte an jedem arbeitsfreien Tage draußen über dem Kessel auf der Lauer gelegen, aber niemals war es ihm gelungen, dem Todfeinde einmal an dieser Stelle zu begegnen. Der Haß ließ ihn niemals bemerken, wie gottlos und verbrecherisch sein Beginnen sei und daß ein Fluch von demselben ausgehe, der seine Wirkung auch auf die äußeren Verhältnisse der Verblendeten erstreckte. Jetzt war der Wiesenhof zu einem rauchenden Schutt- und Trümmerhaufen geworden; Heinemann sah die Zerstörung vor sich liegen; die hin und her eilenden Gestalten bewegten sich wie in einem Nebel vor seinem Auge; das Stimmengewirr drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr; er sah nur wie im Traume; er hörte nichts, als nur das eine Wort: »Ich geh' grad' jetzt zur Fels'nkanzel; kannst mir nachschleich'n!« Er wischte sich den perlenden Angstschweiß von der Stirn, schritt um die Brandstätten herum nach dem Garten und starrte hinaus in das nächtliche Dunkel, nach der Richtung, in welcher die Schlucht sich öffnete. Sollte er gehen, sollte er bleiben? Der Hof war nicht mehr zu retten; ein einzelner Mensch vermochte auch keine Wunder zu verrichten, und der Teufelsbauer war sicherlich niemals wieder auf der Kanzel zu treffen. Das Gute kämpfte in ihm mit Mächten, welche so dunkel waren, wie die vor ihm liegende Finsterniß, welche unter den um die Brandstätte zuckenden Richtern sich nur zu verdichten schien.

Der Pastor begleitete seinen Patienten nach dem Pfarrhofe,[564] wo demselben in einer der hinteren, ruhigen Stuben ein weiches Lager bereitet wurde.

Gustav war schon während des Transportes wieder zum Bewußtsein gekommen; man kühlte seine Wunden einstweilen mit schmerzlindernden Mitteln, wie sie jeder Haushalt bietet, und ließ ihn dann allein. Nach Entfernung der Kleider hatten sich die Verletzungen als nicht sehr bedeutend gezeigt; er war eine starke, robuste Natur und achtete der Schmerzen, welche er empfand, nur wenig; die meiste Schuld an seiner Ohnmacht trugen der erstickende Qualm und die fürchterliche Hitze, durch welche er hatte dringen müssen, und so schienen ihm nur einige Stunden der Ruhe nöthig, um neu erholt das Lager verlassen zu können.

Was war das heute doch für ein ereignißreicher Tag gewesen! Er verfolgte den Lauf desselben von Stunde zu Stunde und verweilte dabei am längsten bei der Begegnung mit Katharina im Felsenbruche. Was wird wohl der Wiesenbauer sagen, wenn er sein Kreuz nicht mehr vorfindet?

Er horchte erschrocken auf. Grad' aus der Gegend her, an welche er soeben gedacht hatte, war ein lautes, dröhnendes Krachen erschollen, welches noch mehrere Secunden lang rollend in der Luft nachzitterte. Was konnte das gewesen sein? Er hatte erfahren, daß der Oheim nach der Felsenkanzel gegangen sei, um eine heilende Pflanze für ihn zu holen, und fast wollte es ihn wie Besorgniß überkommen, wenn er an die Gefahr dachte, welche ein nächtliches Besteigen des Altanes bot. Er wußte auch, daß die Kanzel nicht mehr zuverlässig sei; Wind und Wetter hatten auf sie eingewirkt, und es war mit der Zeit ein Riß entstanden, welcher früher oder später ihren Einsturz herbeiführen mußte. Aber seine Befürchtungen waren nicht so groß wie die Müdigkeit, welche er fühlte; er schloß die Augen und war in kurzer Zeit eingeschlafen.

Als er erwachte, war es schon spät am Morgen; die Pfarrfrau saß an seinem Bette; sie hielt seinen Zustand für bedenklicher, als er war, und fragte ihn nach seinen Schmerzen.

Er lächelte.

»Verbranntes thut net schön; aber daraus braucht man sich net viel zu mach'n. Ist der Oheim schon hier gewes'n?«

»Nein; aber die Wirthschafterin war hier und hat auch nach ihm gefragt.«

»Die Marie? Dann ist er net zu Haus'? Frau Pfarr'rin, ich muß aufsteh'n; es ist etwas passirt!«

»Was denn?«

»Ich waaß's selbst noch net; aber ich hab' heut' Nacht gehört, daß im Fels'nbruch 'was eingestürzt ist, und der Oheim war drauß'n. Wäre ihm nix gescheh'n, so hätt' er mich schon längst aufgesucht. Ich muß auf!«

»Das wird wohl schwerlich gehen!«

»Es geht ganz leicht; die Haut ist nur aan wenig eng geword'n, und bei dem Lieg'n kommt auch net viel heraus. Bitt', darf ich geh'n?«

»Mir soll es lieb sein, wenn die Wunden nicht gefährlich sind; aber Schmerz bereiten sie genug, das kann ich mir denken. Hier ist ein anderer Anzug, den die Wirthschafterin mitgebracht hat.«

Sie entfernte sich, und er begann, sich anzukleiden. Es ging doch nicht so leicht, als er gemeint hatte; aber die Sorge um den Oheim ließ ihn die Schmerzen überwinden, und bald hatte er dankend Abschied genommen und verließ das Haus.

Als er an der noch rauchenden Ruine des Wiesenhofes vorüberkam, erblickte er Katharina, welche suchend unter den Gegenständen umherging, die zerstreut und vielfach beschädigt im Garten lagen.

»Kathrin'!«

Sie blickte auf. Als sie ihn erkannte, kam sie auf ihn zugeeilt.

»Gustav, bist' schon wieder gesund?« fragte sie, indem es freudig über ihre kummervollen Züge glitt. »Ich denk', Du bist fast ganz verbrannt!«

»Ich net, sondern bloß die Hos'n und die Jack', und die paar Mäler, die ich dabei bekommen hab', die werd'n bald vergehen. Was thut Dein Vater?«[565]

»Ach Gott, der ist fort und weg, und wir wiss'n net, wohin. Wir hab'n ihn schon im ganz'n Dorf gesucht, aber er ist nirgends net zu find'n.«

Ihre Thränen flossen wieder. Er ergriff ihre Hand.

»Laß' gut sein, Kathrin'; er wird schon wiederkommen, und das Unglück hier läßt sich wohl auch noch überseh'n. Hat's der Mutter 'was gethan?«

»Sie ist unverletzt, aber schwach und ganz trübselig. Ach, Gustav, wie ist's doch so gar anders word'n, seit wir uns gestern im Bruch' gesehen hab'n!«

Die Erwähnung des Felsenkessels erinnerte ihn an den Oheim; er zog trotz der Leute, welche vereinzelt umherstanden, das Mädchen an sich und fragte:

»Kathrin', darf ich Dich lieb hab'n? Gestern wolltest' mir's net sag'n; erlaub' mir's heut'!«

Sie nickte weinend.

»Dann mach' Dir kaane Sorg'; Du wirst noch weiter von mir hör'n! Jetzt aber muß ich fort. Leb' wohl, Kathrin', und grüß' mir auch die Mutter!«

»Leb' wohl!« Trotz dieses Wortes hielt sie seine Hand fest und sah schluchzend zu ihm empor. »Gustav, thu' mir heut' 'was zu Lieb'!«

»Sag's; ich will's gern thun!«

»Bitt' Deinen Oheim, daß er dem Vater Verzeihung giebt! Der liebe Gott wird uns sonst noch mehr heimsuchen, als bisher.«

»Ich werd's ihm sagen, und er wird Dir Deine Bitt' erfüll'n, Kathrin', darauf darfst Du Dich verlass'n!«

Als er den Tannenhof erreichte, waren die Bewohner desselben ebenso erfreut über sein unerwartetes Erscheinen wie besorgt über das unerklärliche Wegbleiben Haubold's. Er hatte sich seit gestern Abend nicht wieder sehen lassen, und Niemand konnte sagen, wo er zu suchen sei. Marie befand sich in einem hohen Grade von Aufregung, die sie vergeblich zu verbergen suchte. Gustav kannte ihre außerordentliche Anhänglichkeit für den Oheim und verschwieg ihr darum schonend seine Vermuthung. Unter dem Vorwande einer Feldarbeit nahm er die beiden Knechte zu sich und begab sich mit ihnen nach dem Felsenbruche.

Dort angekommen, erblickte er einen mächtigen Trümmerhaufen, welcher die Stelle bedeckte, an der das Kreuz gestanden hatte; die Kanzel war herabgestürzt und hatte ein breites Stück des Kesselrandes mit sich herniedergerissen. Sprachlos vor Entsetzen blieb er an der Mündung der Schlucht stehen, dann ermannte er sich und stürmte vorwärts.

»Der Oheim ist zerschmettert und verschüttet. Vorwärts, wir müss'n ihn find'n, ihn oder seine Leich'!«

Im Nu stand er bei den Trümmern; mit einem raschen, angstvollen Blicke hatte er die zerborstene Masse überflogen und gefunden, daß die Oberfläche derselben keine Spur von dem Gesuchten sehen lasse; er mußte unter ihr vergraben sein.

»Helft mit wegräumen! Ich muß ihn seh'n, ich muß ihn hab'n, und wenn ich den ganz'n Bruch umstürz'n soll!«

Mit fast übermenschlicher Anstrengung wühlte er sich in das Gestein; die schweren Stücke flogen wie leichte Nußschalen zur Seite; der Schweiß rann ihm aus allen Poren, und von Schritt zu Schritt vorwärts rief er mit lauter Stimme den Namen des Vermißten.

»Horch, Gustav,« rief einer der Knechte, »ich hab' 'was sprech'n hör'n!«

Die drei Männer lauschten gespannt auf jedes, auch das geringste Geräusch. Endlich, nach längerem Horchen, vernahmen sie eine schwache menschliche Stimme; aber sie kam nicht aus der Tiefe, sondern von der Höhe herab.

»Da drob'n ist wer, an der Fels'nwand. Es muß in der Höhl' sein, dem Schalle nach. Aber dort kann doch kaan Mensch hineinkommen!«

Wieder ließ sich der gedämpfte Ruf vernehmen. Es klang, als befände sich Jemand in der dringendsten Gefahr und habe doch nicht die Kraft, laut nach Hilfe zu schreien.

»Kommt an der Seit' hinauf! Dort können wir von oben hinabblick'n und am End' seh'n, wer es ist!«

Sie eilten durch die Schlucht zurück und stiegen in möglichster Geschwindigkeit an dem Rande des Bruches empor. Oben an der Stelle angekommen, welche der Höhlung gegenüber lag, sahen sie zwei menschliche Gestalten in derselben liegen, deren eine den Oberkörper so weit wie möglich hervorgeschoben hatte, um eine Gelegenheit zur Rettung zu erforschen.

»Wer ist da drüb'n?« fragte Gustav mit lauter Stimme.

»Ich bin's!« antwortete es matt und kaum vernehmlich.

»Wer denn?«

»Der Heinemann!«

»Und wer ist der Andere?«

»Der Teuf – der Tannenbauer!«

»Der Oheim ist mit dabei!« jubelte Gustav; schnell aber dämpfte er seine Freude und fragte hinüber: »Warum spricht der Tannenbauer net?«

»Er ist todt!«

»Todt?« zitterte es von den Lippen des Jünglings. Dann aber ballte er die Faust und warf sie drohend hinüber. »O, jetzt waaß ich All's! Der Oheim ist nach der Kanzel gegang'n, um das Kraut zu such'n, und der Wies'nbauer hat ihn verfolgt und sich über ihn hergemacht. Da oben hab'n sie mit'nander gekämpft, und von der Last und dem Gestampf' ist die Kanzel vollends losgebroch'n. Dabei hatt'n sie sich fest gepackt und sind net mit hinabgestürzt, sondern seitwärts hinüber nach der Höhl' geschleudert word'n. Das ist das größte Wunder, was es geb'n kann! Aber was soll es helf'n? Den Oheim hat's zerdrückt, und der Mordthäter ist dafür noch am Leb'n. Aber heraus müssen Beid'! Lauft nach dem Dorf' und macht Lärm; man soll so viel Strick' und Leitern mitbring'n, als man fass'n kann; auch aane Schnur ist vielleicht zu gebrauch'n, so lang, als möglich. Lauft; ich bleib' alleweile hier, bis Ihr wiederkommt, und werd' mich umschau'n, wie die Hilf' am best'n geht!«

Die Nachricht, welche die Knechte in das Dorf brachten, erregte ein ungeheueres Aufsehen. Wer sich von zu Hause losmachen konnte, der eilte nach dem Felsenbruche, und in kurzer Zeit hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge in dem Kessel und an den Seiten desselben versammelt. Jeder hatte irgend ein Werkzeug mitgebracht, von dem er glaubte, es hier gebrauchen zu können, und es wurden die verschiedensten und abenteuerlichsten Ansichten darüber laut, in welcher Weise die Verunglückten aus ihrer jetzigen Lage befreit werden könnten.

»Ich hab' mir die Sach' gehörig angeschaut und gefund'n, daß mit Leitern doch net viel auszuricht'n ist,« meinte Gustav, auf einige Männer zeigend, welche beschäftigt waren, einige Exemplare der erwähnten Werkzeuge zusammen zu binden. »Man müßt' sie mit dem Seil' emporzieh'n, und dann treffen sie noch immer net richtig an.«

»Was hast' hier zu gebiet'n!« wies ihn der kleine Richter zurück. »Hier sind noch ganz andere Leut', als Du, und die werd'n schon noch sag'n, was zu thun ist!«

»Ja, das ist wahr! Und Du verstehst's gewiß am allerbest'n; Du wartest, bis Du groß genug geworden bist, langst dann hinauf in die Höhl' und nimmst den Oheim sammt dem Heinemann herunter. Aan ander' Mal aber wartest', bis ich mit Dir gesproch'n hab', das merk'!«

Er zog sich zurück.

Den Oheim mußte er haben, gleichviel, ob derselbe todt oder lebendig war; jede verlorene Minute wurde ihm zur Ewigkeit, aber er sah ein, daß er hier nichts als zuwarten könne. Seine Ansicht erwies sich als die richtige; Leitern waren bei der beträchtlichen Höhe, in welcher die Höhle lag, nicht anwendbar; auch ein von oben herabgelassenes Seil reichte nicht nahe genug an sie heran, da die Felsenwand grad' über ihr um mehrere Fuß hervortrat; diese beiden Umstände versetzten die Versammlung in allgemeine Rathlosigkeit, und mit dem Zeichen des Beileides betrachtete man zwei Frauen, welche den bisherigen Bemühungen mit gespanntem Interesse gefolgt waren.

Katharina und ihre Mutter hatten sich eingefunden, und als jetzt keine Hilfe möglich schien, irrten die Augen der Ersteren angstvoll unter den Anwesenden umher, bis sie einige Gestalten entdeckten, welche abseits von den Anderen an dem Felsen lehnten.

»Komm, Mutter, dort ist der Gustav! Der waaß vielleicht noch Rath und That!«

Sie zog die Angeredete zu der kleinen Gruppe und reichte dem Genannten die Hand.[566]

»Ist's wirklich wahr, Gustav, daß es kaan Mittel giebt, den Vater herabzuhol'n?«

»Ich waaß noch 'was, Kathrin'! Der Knecht hat schon die Schnur' und auch die Seil', und hier kommt grad' der Bot', den ich nach dem Hammer geschickt hab' und nach dem Spitzeis'n. Paß' auf, jetzt wird's versucht!«

Ein Riß, zuweilen senkrecht aufsteigend, zuweilen wagrecht fortlaufend oder eine kurze Bogenlinie beschreibend, zog sich in der Steinwand vom Boden aufwärts und strich ganz nahe an der Oeffnung der Höhle vorüber. Auf ihn hatte Gustav sein Augenmerk gerichtet. Es war, allerdings unter vielen Gefahren, vielleicht möglich, die bald enge, bald sich erweiternde Spalte zum Erklimmen der Felsenmauer zu benutzen.

Nachdem er das Nöthige zu sich gesteckt hatte, begann er das schwierige, höchst wagehalsige Unternehmen. Sich nach Art der Schornsteinfeger mit Knie und Ellbogen emporschiebend, gelangte er langsam und stetig höher und höher; Hunderte von Augen verfolgten seine Bewegungen, und je weiter er aufrückte, desto stiller wurde es unter den athemlos spannenden Zuschauern. Jeder falsche Tritt oder Griff, die leiseste Unvorsichtigkeit oder das geringste Nachlassen seiner Kraft mußte ihn in die Tiefe stürzen; die Spalte war der Verwitterung mehr ausgesetzt, als die geschlossene Felsenmasse, das Gestein bröckelte bei jeder Berührung, und wenn es ihm auch gelang, die Höhle zu erreichen, so war doch vorauszusehen, daß er sie auf demselben Wege nicht wieder verlassen könne.

»So 'was kann nur aan Haubold wag'n, der den Teufel hat!« bemerkte der Richter; er vermochte dem kühnen Jünglinge doch seine Anerkennung nicht zu versagen.

»Schweigt mit dem Teufel, Richter!« mahnte der Pfarrer, welcher in der Nähe stand. »Das ist nicht Satanswerk, sondern ein Muth und eine Hochherzigkeit gegen den Wiesenbauer, die Euere harten Herzen erweichen und Eueren Aberglauben besiegen sollten!«

Der Zurechtgewiesene gab keine Antwort; er fühlte die Wahrheit dieser Worte, obgleich sein Vorurtheil ihr widerstrebte. Ein lauter Jubelruf ließ ihn wieder zur Höhe blicken. Gustav hatte die Höhle erreicht, schwang sich hinein und blieb für eine geraume Zeit für die Umstehenden verschwunden.

Sein erster Blick fiel auf den Oheim, welcher wie todt am Boden lag. Ohne an die eigene Ermüdung zu denken, kniete er bei ihm nieder, um ihn zu untersuchen. Das Klopfen des Pulses war leise und langsam, aber deutlich zu vernehmen.

»Es ist noch Leb'n in ihm!« rief er freudig. »Der Fall hat ihn betäubt, und wenn im Innern nix zerrissen ist, so kommt er wohl wieder auf! Wie steht's denn nun aber mit Dir, Heinemann? Ist's noch immer wie gestern, als Du sagtest: ›Fahr zu, Teufelsbub', ich mag Dich net in meiner Nähe leid'n!‹ oder ist Dir jetzt vielleicht mein Kommen recht?«

Der Gefragte gab keine Antwort; er sah schrecklich angegriffen aus und barg stöhnend das Gesicht unter beide Hände.

»Ich werd' Dich mit dem Seil' hinunterlass'n. Steh' auf und zieh' es mit herauf!«

»Ich kann net,« wimmerte er. »Mir ist das eine Bein entzwei!«

»Da wirst' viel auszustehen hab'n, eh' Du hinabgelangst. Aber nimm die Plag' zu Herz'n, Wies'nbauer, und frag' Dich, wer's auf dem Gewiss'n hat, wenn der Oheim stirbt!«

Er zog Hammer und Spitzeisen aus der Tasche und trieb das Letztere so weit in das Gestein, daß der hervorstehende Theil einen festen und sicheren Anhalt bot; dann langte er eine aufgerollte Leine hervor und warf, während er das eine Ende derselben festhielt, dieselbe über den Rand der Höhlung hinab. Nun bog er sich weit vor und rief dem unten stehenden Knechte zu:

»Paß auf; jetzt kommt die Schnur! Mach' das Seil daran und schick' auch Tücher und Deck'n herauf!«

Dem Gebote wurde Folge geleistet, und bald sah man den an das Seil befestigten Wiesenbauer in der Höhe erscheinen und sich an der steilen Wand herabgreifen. Als er den Boden erreichte, schloß er die Augen, und einige unarticulirte Laute waren Alles, was die Herbeieilenden aus ihm herausbrachten. Katharina und die Mutter sanken weinend bei ihm nieder.

Einige Zeit darauf schwebte ein umfangreicher Pack herab. Es war der in die verlangten Decken geschnürte Tannenbauer.

»Er ist todt!« berichtete man sich, als er aus der Umhüllung gewickelt war. »Der Böse hat ihn zerschellt; er ist ganz blau im Gesicht, und die Zung' hängt ihm gar weit heraus! Jetzt kommt auch sein Neff'; schaut zu, ob der net stürzt!«

Gustav hatte die Schlinge des Seiles um das Spitzeisen befestigt und turnte sich mit langsamen Griffen zur Erde hernieder. Er hatte das fast Unmögliche geleistet, und je näher er kam, desto deutlicher war zu bemerken, daß ihn die übermäßig angestrengten Kräfte verließen. Noch hatte er den Boden nicht erreicht, da ließen die Hände vom Seile, und er stürzte noch vollends herab.

Katharina hatte der gefährlichen Seilfahrt mit angsterfülltem Herzen zugeschaut; sie warf sich mit einem Schrei des Entsetzens über ihn und küßte, ohne auf die Umstehenden zu achten, seine erbleichenden Lippen.

»Gustav, ich bitt' Dich um Gotteswill'n, stirb mir net! Schlag' doch die Aug'n auf und schau mich an! Was soll sonst aus uns werd'n?«

Eine leise, zuckende Bewegung ging über sein todtenblasses Gesicht.

»Kathrin', laß uns Alle nach dem Tannenhof trag'n, und bleib' auch Du da mit der Mutter!«

Der Klang ihrer Stimme hatte die fliehende Besinnung für einen Augenblick noch festgehalten; nun aber senkten sich die wieder geöffneten Lider von Neuem. Drei Männer lagen bewußtlos nebeneinander, und es schwieg die Feindschaft, welche eine so tiefe Kluft zwischen ihnen gerissen hatte.


Es war Nacht, und der trübe Schein eines kleinen Lämpchens erhellte das vordere Zimmer der Ruine nur nothdürftig. Heinemann erwachte aus dem ersten ruhigen und tiefen Schlafe, welchen die Schmerzen seines gebrochenen Beines ihm gegönnt hatten. Nur wenige Tage waren vergangen, seit er dem Feinde zum Hohne und Aerger den Teufel an das alte Gemäuer gestrichen hatte, und nun war ihm die Klause des verhaßten »Einsiedels« zum wohlthätigen Asyle geworden. Seit dem Augenblicke, an welchem er unter seinem Thorwege die Worte: »Wenn sich der Teufelsbauer sehen läßt, so giebt es sicher aan Unglück im Dorfe; wart', ich will ihm zeig'n, daß ich noch immer der Alte bin!« zu sich gesprochen, hatte ihm der Advocat des Genannten tief hinab in das haßerfüllte Herz gegriffen und vernichtend Schlag auf Schlag gegen ihn geführt. Die Vergangenheit war mit ihren finsteren Gestalten an sein qualvolles Krankenlager getreten, und jede Stunde, an welche sie ihn erinnerte, hatte eine neue Anklage enthalten, war eine neue Drohung für ihn gewesen. Sollte es keine Sühne, keine Verzeihung geben? Ist im Himmel nicht mehr Freude über einen Sünder, der Buße thut, denn über neunundneunzig Gerechte, welche der Buße nicht bedürfen?

Da vernahm er durch die nur angelehnte Thür des Nebengemaches die leisen Worte des Tannenbauers:

»Marie, ich kann net schlaf'n und will mir Bücher such'n. Fahr' mich hinein in die Stub', aber recht leis' und heimlich, damit wir den Wies'nbauer net weck'n!«

Die Thür wurde geräuschlos geöffnet, und unter derselben erschien Haubold, welcher blaß und leidend in einem Rollstuhle lag. Er war bei dem Falle von der Felsenkanzel äußerlich unverletzt geblieben, und seine starke Constitution hatte die dabei erfolgte innere Erschütterung beinahe überstanden.

»Du wachst, Heinemann?« fragte er, als er die offenen Augen desselben auf sich gerichtet sah. »Hast mehr geschlaf'n, als den ganz'n Tag. Wie geht's nun alleweil'?«

»Im Bein mag's leidlich sein, aber wo anders ist's net so gut. Laß Deine Bücher, und komm her zu mir; ich hab' mit Dir zu red'n. Oder hast' net Zeit dazu?«

»Die Zeit ist da. Ich kann den Schlaf net find'n und mag schon bei Dir sein, wenn Du's verlangst. Schieb' mich hinzu, Marie, und bleib' dabei, für den Fall, daß mich die Schwäch' überkommt!«

Die Wirthschafterin brachte den Stuhl in die unmittelbare[567] Nähe des Bettes. Sie hatte mit Katharina die wechselsweisen Nachtwachen übernommen und widmete dabei den Kranken und besonders ihrem Herrn eine Aufmerksamkeit, welche selbst den kleinsten seiner Wünsche liebevoll zu errathen suchte.

»Waaßt' noch, als wir mit'nander in der Schul' gewes'n sind? Wir waren gute Freund'; ich sagte ›Friedemann‹ zu Dir, oder kurzweg ›Frieder,‹ und Du hast mich Andres genannt. Denk' 'mal, wir sitz'n noch beisammen auf der Bank, und reich' mir Deine Hand!«

»Die sollst' hab'n, Andres,« antwortete Haubold bereitwillig. »Es war die schönste Zeit in meinem ganzen Leb'n; das Uebrige ist lauter Leid und Zorn gewes'n!«

»Aber daran trägst net Du die Schuld, sondern ich allein. Seit der Bruder todt ist, hab' ich Dich beleidigt auf alle Weis', hab' das Dorf geg'n Dich aufgehetzt und Dir Schad'n gethan, wo ich nur immer konnt'. Du waaßt am best'n, wie ich Dich verfolgt hab' und gekränkt zu jeder Zeit und bei jeder Gelegenheit; aber dies waaßt Du net, daß ich viele Jahr' hindurch auf Dich gelauert hab', um meine Rach' zu still'n. Und in der Nacht, wo bei mir Feuer war, bin ich Dir nachgefolgt und habe mich auf Dich geworf'n, um Dir das zu thun, was Du dem Bruder gehan hast. Aber Du warst stärker, als ich, und hast Dich gewehrt, so daß unter uns der Stein zerbroch'n ist.«

Er machte eine Pause. Auch Haubold schwieg. Er dachte an die fürchterlichen Augenblicke, in denen er unter dem grimmen Feinde gelegen und alle seine Kräfte aufgeboten hatte, um dem Tode zu entgehen. Noch vernahm er den donnernden Krach, welcher dem Kampfe ein Ende gemacht hatte; an das Weitere konnte er sich nicht erinnern; er war erst in der Ruine wieder erwacht.

»Dann kam die Nacht in der Höhl',« fuhr Heinemann fort. »O, diese Nacht werd' ich nimmer vergess'n! Da hat Dein Advocat die Act'n hergenommen und mir die ganze Sünd'nschuld verles'n, und da drin im Gewiss'n hat der Richter gesess'n und mir sein Urtheil gesagt. ›Was bist' doch für aan schlechter Kerle, Heinemann!‹ so hast' an dem Sonntag zu mir gesproch'n; aber ich bin noch viel schlimmer gewes'n, als Du denkst. Daß mir der Hof verbrannt ist, das ist noch die gelinde Straf'; die größte sitzt hier innen; da nagt der Wurm, der nie stirbt, und da frißt das Feuer, welches nimmer verlischt. Friedemann, giebt's kaane Hilf' gegen diesen Brand? Du hast mir die Frau mit aus der Flamm' gerettet; Du könnt'st auch hier der Helfer sein, wenn Du nur wollt'st!«

Haubold's Stimme zitterte, als er fragte:

»Wie soll ich helf'n, Andres?«

»Vergieb mir all' die Missethat, die mir die Seel' zermalmt wie aan Gebirg, das auf ihr liegt! Ich waaß, es ist schier unmöglich, was ich verlang', aber Du bist bei all' meiner Schlechtigkeit mir nimmer feindselig gewes'n, und Du hast vielleicht auch jetzt Erbarmen.«

»Denkst' wirklich, daß ich zu all der früheren Ueberwindung auch das noch fertig bring'? Sollst Dich net täusch'n, Andres! Hier ist die Hand und auch die andre noch. Ich hab' unsre Sach' Gott überlass'n, und der hat Dir das Herz gelenkt. Es soll Alles vergeben und vergessen sein!«

»Hab' Dank, Friedemann! Ich waaß noch ganz genau, was ich beim Feuer zu Dir gesagt hab': ›Wir sind noch nimmer quitt; aan Mord wiegt schwerer, als die paar Blas'n, die der Gustav auf die Haut bekommen hat!‹ Jetzt aber ist es anders. Er hat net bloß der Frau, sondern auch mir das Leben erhalt'n und liegt nun selber auf den Tod darnieder, weil er beim Aufsteig'n in der Spalt' die Brandwund'n strapazirt hat. Das hebt den Tod vom Bruder auf. Wir sind jetzt quitt!«

Haubold schob die gefaßten Hände des Sprechers mit einer hastigen Bewegung zurück.

»So glaubst' auch jetzt noch, daß ich es war, der ihn hinabgestürzt hat?«

»Es kann doch gar net anders sein, Friedemann! Aber laß Dich's net verdrieß'n; ich werde nimmer wie der davon sprech'n!«

»Aber ich waaß ja wirklich nix davon. Ich bin so unschuldig daran, grad' wie die liebe Sonn' am Himmel! Die Martha hat mich lieb gehabt und ihn net leiden mög'n; er ist mir nachgefolgt auf Schritt und Tritt, um mir 'was anzuthun; ich aber hab' ihn gemied'n und bin an jenem Abende gar net mit zur Kanzel hinaufgestieg'n. Der Vater hat es net gewollt, daß ich die Martha nehmen sollt', und mich damals mit ihr getroff'n. Ich mußt' mit ihm nach Haus', und sie ist dann allein geblieb'n. Da drin in der Stub' hat sie gewohnt, und da drin hat sie am andern Morg'n gestand'n und zu mir gesagt, daß sie gehe und niemals wiederkommen werd'. Ich hab' gebet'n und gefleht, aber es hat nix geholf'n. Sie ist so verstört gewes'n; ich hab' gedacht, von weg'n dem Vater; aber als ich nachher hört', was mit Deinem Bruder geschehen ist, so hab' ich gleich gewußt, daß zwisch'n ihnen irgend 'was vorgefall'n sein muß.«

»Und das soll wahr sein, Friedemann?«

»Ja, es ist so, Wort für Wort!«

Diese Betheuerung kam nicht aus dem Munde Haubold's. Die beiden Männer blickten erstaunt nach der Ecke, in welche sich Marie zurückgezogen hatte. Sie war die Sprecherin gewesen.

»Wie kommst Du zu dieser Red'?« fragte der Tannenbauer. »An Dich war damals noch gar net zu denk'n!«

»Und doch war ich dabei und waaß ganz genau, wie's hergegangen ist. Ich hab's bisher net über mich vermocht, aber weil Ihr in dieser Weis' zusammen seid, so will ich sprech'n!«

»Was kannst' zu sagen hab'n?« klang es gespannt aus dem Munde Haubold's.

»Die Martha hat Dich lieber gehabt noch als ihr Leb'n und konnt' nix dafür, daß sie bloß Schauspielerin und net aane reiche Bauerstochter war. Darum ist ihr so weh geword'n, als Dein Vater die hart'n Worte sprach und Dich von ihrer Seite riß. Sie ist allein hinauf zur Kanzel gestieg'n, hat sich an die Brüstung gelehnt und dabei gedacht, ob es net besser sei, hinabzuspringen in die schwarze Tief'. Da plötzlich ist der rothe David, der Heinemann, bei ihr gestand'n und hat den Arm um sie gelegt. Er ist gar schlimm gewes'n, hab' erst viel gute Wort' gegeb'n, und als das nix geholf'n hat, so ist er wild geword'n und hat gedroht, sie in den Bruch zu stoß'n, wenn sie von Dir net lassen will. Dann hab'n sie mit'nander gerungen, und dabei ist er ausgeglitt'n und hinabgefall'n. Sie hat nix dafür gekonnt, aber es ist ihr grad gewes'n, als ob sie die Mörd'rin sei, und das hat ihr net Ruh' gelass'n und sie aus dem Dorf' und von Dir fortgetrieb'n.«

Haubold athmete in schnellen und tiefen Zügen. Sie nannte ihn »Du«, was noch niemals vorgekommen war; sie wußte den Hergang so genau; er dachte an die Aehnlichkeit der Augen, an die ungewöhnliche Aufmerksamkeit, welche sie stets für ihn gezeigt, an die selbstlose und aufopfernde Thätigkeit, die sie seinem Hauswesen so unausgesetzt gewidmet hatte, und stieß die hastige Frage hervor:

»Du warst mit dabei? Sprich, wie ist das möglich!«

Sie zögerte mit der Antwort.

»So sag', was aus der Martha dann geword'n ist! Du kannst's net mehr verschweig'n. Ich fleh' Dich an, sprich alleweil' die Wahrheit!«

»Nun wohl, Du sollst es hör'n, doch mußt Du mir versprech'n, mir net bös und zornig zu werd'n! Es wär' niemals aan Wort davon über meine Lipp'n gekommen, aber heut' war es nothwendig, dem Wies'nbauer zu beweis'n, daß Du net der Mörder bist!«

»Ich zürn' Dir net. Erzähl' und säum' net lange!«

»Sie ist weit fortgegangen zu aaner Trupp', die net in diese Gegend kommen konnt'. Die Sehnsucht nach Dir hat sie nimmer verlassen woll'n, aber Dein Vater hat sie net leiden mög'n, und auch wenn er nix geg'n sie gehabt hätt', als Mörd'rin konnt' sie doch niemals Tannenbäurin werd'n. Sie hat sich viel nach Dir erkundigt und auch gehört, daß Du net Arzt geword'n, sondern zu Haus' geblieb'n bist, weil Dir nun Alles gleich gegolt'n hat. Da ist ihre Gesellschaft wohin 'kommen, wo die Pocken ausgebroch'n sind; sie hat die Krankheit auch bekommen und darnach so ausgesehen, daß sie gar net mehr zu erkennen war. Das hat sie aber net geschmerzt, sondern ist ihr lieb gewes'n; denn nun ist es möglich 'worden, Dich wieder zu seh'n. Zuerst hat sie sich als Magd verdingt, um die Wirthschaft zu lernen, und dann –«[568]

»Dann,« rief der Tannenbauer trotz seines leidenden Zustandes in lautem Jubel, »dann bist Du zu mir gezog'n, hast mich gepflegt und auf den Händ'n getrag'n, hast mich vom Tiefsinn geheilt und mir den Muth zum Leb'n zurückgebracht. Und ich hab' Dich net erkannt, hab' net 'mal d'ran gedacht, in dem Papier, das jetzt wohl noch beim Richter liegt, nach Deinem vollen Nam'n zu schau'n! Martha, komm, geh' her! Das Herz möcht' mir vor großer Freud' zerspring'n; ich hab' ja net vergebens an Deine Lieb' geglaubt, wie ich noch dacht', als ich Dich dort in Deiner Stub' überraschte, und der Teufelsbauer – dem ist nun Alles gleich, was die Leut' von ihm sag'n; er hat die Martha wieder und auch das Glück, das Du mit von ihm nahmst.«

Der starke Mann schluchzte vor tiefer Seligkeit. Sie lag in seinen Armen und das thränennasse, blatternarbige Gesicht an seiner Brust, die keinen Schmerz mehr fühlte, und auch der Wiesenbauer fuhr sich mit der Hand über die Augen. Es waren seit langer Zeit die ersten Tropfen, welche seinem vorher so harten Herzen entstiegen; seine zusammengezogenen Züge verschönten sich unter dem Ausdrucke der freudigen Theilnahme, welcher auf ihnen lag, und mild und dringlich klang seine Bitte:

»Friedemann, ich bitt' Dich noch 'mal um Verzeihung! Erst jetzt erkenn' ich, wie bös' ich war und wie gut Du gewes'n bist; was ich sühnen kann, das werd' ich sühnen, und das Uebrige, das streich' aus dem Gedächtnisse fort. Die Leut' soll'n all' erfahren, ob bei Dir der Drach' zu find'n ist und das siebente Buch Mosis, und den Teufel, den ich Dir an die Wand gemalt hab', den werd' ich selbst fortwisch'n, sobald ich wieder auf die Beine kann!«

Als nach einiger Zeit die Wirthschafterin die Ruine verließ und das Wohngebäude betrat, stieg sie die Treppe empor und öffnete leise eine Thür. Auch hier gab es ein Krankenzimmer. Gustav ruhte auf dem Lager, und Katharina war eben beschäftigt, ihm die Medicin zu reichen.

»Wie bist Du doch so gut, Kathrin'! Gestern hast' in der Klaus' gewacht, und heut' willst' net schlaf'n, sondern bleibst bei mir. Geh' doch nun auch zur Ruh'; ich kann Dir gar net vergelt'n, was Du an mir und dem Oheim thust!«

»Sprich nimmer vom Vergelt'n! Wir sind so sehr in Eurer Schuld, daß ich fast Angst darüber bekomm'. Wenn das doch auch der Vater einseh'n möcht'!«

Da bog sich ein freundliches Gesicht über die Beiden, und eine beruhigende Stimme versicherte:

»Er hat es eingeseh'n und Frieden geschloss'n mit dem Oheim!«

»Ist's wahr, Marie?«

»Ja. Ich war mit dabei. Sie hab'n sich versöhnt, und Ihr dürft Euch nun ohne Sorg' lieb behalt'n.«

»Hat es der Vater so gesagt?«

»Ja. Der Oheim war lange Zeit in seiner Stub', und als dieser ihn verlass'n hatte, rief er mich zu sich und sagt': Wenn Du den Gustav und die Kathrin' beisammen siehst und sie Dich etwa nach meiner Meinung frag'n, so erinnere sie an die Wort', die ich im Saal gesproch'n hab': ›Du darfst nur dann an sie denk'n, wenn ich auch im Fels'nbruch lieg'!‹ Der Haß hat mich hineingeschleudert, und die Lieb' hat mich daraus erlöst. Das Wort ist eingetroff'n, und wenn sie sich gern hab'n, so ist aan Theil von meiner Schuld bezahlt!«[569]

Quelle:
Der Teufelsbauer. Originalerzählung aus dem Erzgebirge von Karl May. In: Weltspiegel. 2. Jg. 1878. Heft 17–18. Dresden (1878). Nr. 36, S. 564-570.
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