In tiefer Noth

[200] So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,

So rufe ich, o Herr, nach deiner Güte.

Ich ging von dir hinweg so weit, so weit;

O werde im Verzeihen nimmer, nimmer müde!


So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,

So rufe ich, o Herr, nach deiner Gnade.

Send mir die Fluthen der Barmherzigkeit,

In denen ich mich rein von meinen Sünden bade!


So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,

So rufe ich, o Herr, nach deinem Segen.

Erlaube mir, mit meinem Herzeleid

Vor deinem Throne tief mich in den Staub zu legen!


So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,

So steh ich am Verschmachten, am Vergehen.

Es ist die höchste, allerhöchste Zeit;

O laß dich, Herr und Vater, laß dich doch erflehen![200]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 200-201.
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