Sternensprache

[24] Schau auf, schau auf zum Firmament,

Und laß von ihm dir zeigen:

Von allen Sternen, die ihr kennt,

Hat keiner Licht zu eigen.

Trotz ihrer Größe, ihrer Zahl

Sind sie nur Lichtverbreiter;

Ein jeder nimmt des andern Strahl

Und giebt ihn folgsam weiter.


Der einz'ge Sonnenquell des Lichts

Ist des Allmächt'gen Liebe,

Und selbst auch diese wäre nichts,

Wenn sie nicht leuchtend bliebe.

Sie geht im Strahlenkleide aus,

Sich selbst der Welt zu geben,

Macht jeden Stern zu Gottes Haus

Und küßt ihn wach zum Leben.[24]


Schau auf, schau auf zum Sternenzelt,

Und laß von ihm dir sagen:

Die Liebe wird von einer Welt

Der andern zugetragen.

Giebt sie ein Stern dem andern nicht,

Weil er Gott nicht verstanden,

So ist er für sie ohne Licht

Und also nicht vorhanden.[25]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 24-26.
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