12. Die drei Schwestern.

[52] Ein Vater hatte drei Töchter, von denen wünschte ein Mann sich eine zur Frau und zwar diejenige, welche der Vater ihm geben wollte. Darüber kamen nun die drei Schwestern in Streit mit einander; denn die zwei ältesten hätten alle beide gern den Mann genommen; die jüngste aber wehrte sich so viel sie nur konnte und sagte: »ich brauche keinen Mann und will auch keinen Mann!« – Da befahl endlich der Vater, die Töchter sollten alle drei zu gleicher Zeit ihre Hände ins Waßer stecken und herausziehen, ohne sie abzutrocknen. Diejenige nun, deren Hände zuerst wieder trocken würden, die müße den Freier nehmen. Da gehorchten sie alle. Während aber die zwei ältesten, damit das Waßer leicht ablaufe, ihre Hände stillschweigend herabhängen ließen, so wiederholte die jüngste in Einem fort und immer heftiger die Worte: »Ich brauche aber keinen Mann und will auch keinen Mann!« Und dabei focht sie so lebhaft mit ihren Händen in der Luft herum und schüttelte und schlenkerte sie so eifrig, daß die Waßertropfen nach allen Seiten hin spritzten, woher es denn kam, daß gerade ihre Hände zuerst trocken wurden und sie den Mann heirathen mußte.

Quelle:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Stuttgart 1852, S. 52.
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