Sechster Auftritt

[117] Fritz kommt herein.


Arie


FRITZ.

Ich bin der schöne, lust'ge Fritzel,

Ja, mich kennt jedermann,

Drum will die Netterl, die Wetterl, die Mitzel

Und die Dorel mich zum Mann!

Jede will mich zum Mann!

Ich tue allen Mädchen schön,[117]

Doch keine wird mich haschen,

Zur rechten Zeit weiß ich zu gehn,

Zu nippen und zu naschen!

Das ist ein Kreuz, wenn man so liebenswürdig ist, wie ich bin, die Madeln haben Sinn und Geschmack genug, das einzusehen; aber die Schuldner haben leider keinen Sinn dafür: man mag noch so liebenswürdig sein, so wollen die rohen Bengeln ihr Geld haben; wo sind die Zeiten hingekommen, wo man sich damit retten konnte, wenn man so einen zudringlichen Mahner über d' Stiegen warf, jetzt soll so einer etwas probieren, er konnt die schönsten Schläg kriegen. Das sind die Folgen der Aufklärung, die alten Weiber haben recht. Und im Grund, ich bin ja nicht einmal so viel schuldig, als ich es sein könnte, wenn mir die Leute mehr geborgt hätten! Zwanzigtausend fl. – was ist das für eine Bagatell? Da kenn ich Leute, die sind dreimal soviel schuldig und machen zehnmal mehr Streich als ich, ich hab's noch nicht einmal bis zur Krida gebracht, das kann man sehen, denn ich hab keine Equipage; und doch ist das ein Lärm, als wenn ich schon den Gradus im Schuldenmachen getragen hätt. Der ganze Lärm kommt daher, weil die Schuldner 's Maul nicht halten können, ich bin schon verschwiegen und sage keinem Menschen, wieviel ich schuldig bin. – Wann ich's nur schon einmal bis zu einer Equipage gebracht habe: wie ein Schuldner mich auf der Gasse anpackt, wird er niederg'führt – wann einmal fünf oder sechs im Spital liegen, werden s' schon Ruhe geben. – Wer läutet denn schon wieder? Riechen's denn die Leute völlig, wenn ich zu Haus bin – es ist am besten, ich geh gar nimmermehr nacher Haus. – Herein!


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 117-118.
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