Siebenter Auftritt

[118] Fritz. Marie.


FRITZ. Eine Prätendentin! Welch ein Glück, daß ein Sonnenstrahl sich in mein Zimmer verirrt. –

MARIE. Bin's nur ich, mich führt eine dringende Angelegenheit zu Ihnen. Lottchen und Malchen werden unter der Tür sichtbar.

FRITZ. Vermutlich die Liebe?[118]

MARIE. Sie wissen, welche Versprechungen Sie mir gemacht haben; man hätt alle Tag ein modernes Haus darauf bauen können.

FRITZ. Ich erinnere mich wohl, aber es hat bis jetzt nur an einer Kleinigkeit gefehlt, daß ich bisher meine Versprechungen nicht erfüllen konnte; wir haben kein Geld, und wo nix ist, da hat der Kaiser das Recht verloren.

MARIE. Richtig, deswegen bin ich da; die Umstände haben sich geändert; mein alter Vetter zu Hirschstätten ist gestorben und hat mich zur Erbin eingesetzt.

FRITZ. Marie, hast du viel geerbt?

MARIE. Einige tausend Gulden Geld, ein hübsches Haus, Äcker, Wiesen, drei Küh und einen Esel, der in d' Mühl geht, und einen Keller mit Eilfer, aus dem seit 1812 keine Maß erlöst worden ist.

FRITZ. Marie! Meine Liebe ist heftiger als jemals, und wenn du mir gleich das bare Geld in die Hand gibst, damit ich unternehmen kann, was ich will, so sollst du deine blauen Wunder erleben. Komm an mein Herz, es ist auf einmal eine Revolution zu deinen Gunsten darin ausgebrochen.


Lottchen und Malchen aus dem Kabinett.


LOTTCHEN. Da haben wir auch noch ein Wörtel dreinzureden. –

MALCHEN. Nix für ungut, daß wir auch noch auf der Welt sind.

FRITZ. Jetzt ist's recht, da gibt's eine Erinnerung an die vormalige Hetze. – Ich weiß nicht, was Sie wollen; wer sind Sie, meine Mamsellen oder Madamen?

LOTTCHEN. Mich trifft der Schlag, er kennt mich nit.

MALCHEN. Er weiß nit, ob ich eine Mamsell oder Madame bin! Das ist unerhört!

MARIE. Das sind zudringliche Personen – Fritz, wenn's wahr wäre –!

FRITZ. Wie kann meiner englischen Marie nur so ein Gedanken kommen? Es hat ja keine ein Haus und ein Geld, hast denn nie von heiratslustigen Weibsbildern gehört, die, so wie die Heuschrecken auf die Felder, herabfallen und uns arme Männer attackieren; aber ihre Bemühungen[119] sind alle fruchtlos: hier steht meine Braut, sie hat eine Küsten voll Wein und einen Keller voll Geld, und seit ihr Vetter in Hirschstätten gestorben ist, ist sie außerordentlich hübsch geworden.

LOTTCHEN. Kennst du diesen Brief, Meineidiger?

MALCHEN. Falscher! Kannst du deine Handschrift leugnen?

MARIE reißt ihnen die Briefe aus der Hand. Fritz, wenn's wahr wäre?

FRITZ. 's Papier ist geduldig, sonst könnten unmöglich so viele Dummheiten geschrieben werden, ohne daß dem Schreiber etwas an den Kopf fliegt.

MARIE. Den nämlichen Brief hab ich auch! Gott weiß, wie viele Abschriften er ausgeteilt hat, wie die Billetten zum neuen Jahr!

LOTTCHEN. Aber es gibt noch eine Gerechtigkeit im Lande –

MALCHEN. Und Nägel an den Fingern, um so falsche Augen auszukratzen.

MARIE. Und eine weibliche Resolution, die so einem flatterhaften Papillon ohne weiters den Besen gibt!

FRITZ. So hören Sie mich doch; wer bei drei erbosten Weibern zur Rede kommt, muß ein Sonntagskind sein. – Lotte, liebes Lotterl, dich wird's reuen – meine Marie, die in Hirschstätten ein Haus hat, nur eine halbe Stunde Gehör – Malchen, heut abends bei der Hauptwacht –

MALCHEN. Ich geh zu keinem Zapfenstreich.

FRITZ. Um neun Uhr auf der Bastei –

LOTTCHEN. Ich bin keine solche, die sich auf die Bastei bestellen läßt.

FRITZ. Das ist eine Verstocktheit von den Weibsbildern; aber ihr sollt es bereuen.

MARIE. Was könnt einem denn geschehen?

FRITZ. Ich laß euch sitzen – das ist mein Fluch. Alle drei lachen.

LOTTCHEN. Das ist ein Unglück, wenn einen so ein Taugenichts sitzenläßt.

MARIE. Wir wollen zusammenhalten; ich hab ein alte Mahm, gegen die kommt kein Satan auf, zu der wollen wir uns begeben, die soll uns raten, wie wir an diesem abscheulichen Menschen eine ordentliche Rache nehmen können.

LOTTCHEN. Ich bin dabei![120]

MALCHEN. Rache sei unsere Losung!

LOTTCHEN. Und kommt uns so ein Mannsbild in unserer Rage in die Nähe und schaut uns so gewiß keck unterm Strohhut – patsch, soll er eine haben, als wenn s' vom Himmel herabgeflogen wär.

MALCHEN. Vorausgesetzt, daß er nit gar zu hübsch ist. Alle drei ab.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 118-121.
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