Fünfzehnter Auftritt

[145] Fritz. Das Laster.


FRITZ. Was ist denn schon wieder für eine Sekkatur da?

LASTER. Dein Freund, das Laster.

FRITZ. Jetzt steht die Tugend und das Laster beisammen!

LASTER. Eile, den Domino umzuwerfen, das Fest hat begonnen; deine Gattin schwebt seelenfroh am Arme des Luxus dahin.

FRITZ. Ist s' schon wieder bei ihm? O wenn das Weib einmal[145] jemand attachiert ist, so reißt's ein Postzug nimmermehr los; aber sie hätt doch auf mich warten können.

LASTER. Sei froh, so bist du ja jedes lästigen Zwanges entbunden. Ein bildschönes weibliches Wesen ist von dir bezaubert, es wünscht an deiner Seite an dem glänzenden Feste teilzunehmen.

FRITZ. Wirklich? Ah, da muß man's nit warten lassen, wenn's hübsch ist; ich bin halt ein schwacher Mensch gegen das schöne Geschlecht.

LASTER. Eile, ich führe dich zu ihr. Ab.

FRITZ. Ich geh schon, wann s' nur nit so falsch ist wie manche ihrer Schwestern! Nur eine von den vielen mir arrivierten Geschichten will ich zum besten geben.


Arie parlando


Eine liebenswürd'ge Blonde,

Ach, mit schönen blauen Augen,

Sagte mir, daß sie mich liebe,

Keinen Umgang hätt – als bloß mit mir.

Zu ihr ging ich eines Tages

Voll Vertrauen auf ihr Wort;

Als in der Nähe jemand nieste,

»Prosit!« sagt ich, doch niemand dankt.

»Es ist der Hund mit seinem Schnupfen«,

Erwiderte sogleich die schlaue Schöne!

»Sonst ist es nichts, mein Herzgeliebter!

Genesen wird er in kurzer Zeit!« –

Allein das Niesen nimmt gar kein Ende

Und viel dutzend-, viel dutzendmal geschah's.

Da erhob ich mich, das Licht ergreifend,

Von meinem Sitze nach dem Tische –

Als statt des Hundes ein Kornett

Unter dem Tisch verborgen war.

»Ist dies der Hund?« rief ich ganz zornig

Und wollt ihn spießen, wollt ihn töten;

Allein, was sah ich, vor Angst entflieht er

Zum offnen Fenster sogleich hinaus.

Von edlen, guten, braven Schönen

Ist hier gar nicht die Rede,

Ich spreche bloß von jenen Spröden,

Die mit Verschlagenheit uns Nasen drehn.


Ab.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 145-146.
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