Fünfter Auftritt

[136] Ein prächtiger Saal mit Säulen, die mit Perlen und Korallen geschmückt sind. Die Kapitäle sind mit Uhren verziert usw. Die Schafte bilden offene Gold-und Silberkästen, auf Tischen liegen prächtige Kleider usw. Fritz, begleitet von dem Laster und der Satire, tritt ein. Eine Orgel ertönt.


FRITZ. Mich trifft der Schlag, das Haus gehört wenigstens einem Korn- und Weinhändler, da fragt man noch, wo's Gold und Silber hingekommen ist? Mir ist's jetzt klar, o du mein Gott, der Herr von dem Haus kann ja alle Tag einen Eilfer trinken; das muß ein glücklicher Herr sein!

LASTER. Du wirst ihn kennenlernen, vorderhand ist er noch damit beschäftigt, deine Frau nach Würden zu empfangen.

FRITZ. Mein Weib ist auch hier und mit dem Herrn vom Haus bekannt?

LASTER. Er ist ganz entzückt von ihren Reizen.

FRITZ. Das ist ein Glück! Wer hätt hinter dem Weib das gesucht, daß sie mich noch zu solchen Ehren bringen wird?

LASTER. Dein Glück hängt von dir selbst ab, in der Hand deines Weibes liegt dein Schicksal: du mußt also blindlings[136] in ihren Willen dich fügen, und vor allem: alles sehen, aber standhaft schweigen, sonst bist du verloren!

FRITZ. Das ist eine verdammte Klausel, das!

SATIRE. Wenn du dich diesem Gebote nicht unterwirfst, verdirbst du dich selbst.

FRITZ. Ich will nix sehen, hernach will ich schon schweigen; aber wenn ich etwas seh, da will ich reden. Das ging uns Männern just noch ab, daß wir sehen und schweigen sollen; es ist schon genug, daß wir zu dem schweigen müssen, was wir nicht sehen.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 136-137.
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