Sechster Auftritt

[137] Die Kaprice in weißem Kleide, himmelblauem Unterkleide, roten Beinkleidern, einem weißen und einem schwarzen Strumpfe, die Hälfte des Haares nachlässig herabhängend, die andere Hälfte gepudert und frisiert. – Die Mode im kurzen Kleide, halb rot, halb blau, einem roten und einem blauen Strumpf; einer Sandale und einem Schuhe, einen Spiegel an der Seite hängend, auf dem Kopfe einen Regenbogen.

Vorige, die Kaprice tritt singend herein, indem sie Fritzen beinahe über den Haufen stößt.


KAPRICE. Platz da, Landsmann, ich habe wichtige Geschäfte!

FRITZ. Sehen und schweigen! –

KAPRICE. Grobian! Auf die Seite sollst du gehen, ich bin der erste Kammerdiener des Hauses! Ich muß eilen, die schöne Frau, die heute hier angekommen ist, zu frisieren.

FRITZ. Das wird, wann's erlaubt ist, mein Weib sein?

KAPRICE. Dein Weib, o laß dich umarmen!

DIE MODE. Komm an mein Herz!

FRITZ. Wer sind wir denn?

KAPRICE. Ich bin der Ratgeber und Agent in allen Häusern der Üppigkeit; ich bin die Kaprice, der vertrauteste Freund der Weiber!

DIE MODE. Und ich bin die Mode, die Verwalterin aller Güter dieses Hauses, die Verschwenderin aller seiner Einkünfte, die Schwester der Kaprice; wir zwei sind die Hauptstützen des Herrn von Luxus.

KAPRICE. Die Frau Gemahlin hat keinen übeln Gusto bei ihrer Wahl gehabt.

MODE sich verneigend. So ein plattes Gesicht taugt ganz zum Ehemann.

KAPRICE. Man sieht ihm's an, daß er recht ein guter Mann ist. Beide lachen.[137]

FRITZ. Wie verstehen Sie das? Man pflegt zu sagen: wer in gewissen Sachen gut ist, ist ein Esel.

BEIDE. Widersprechen wär eine Grobheit!

MODE. Laß uns zur Toilette der schönen Frau eilen, und wenn du dich unserer Protektion würdig machst, so wollen wir uns auch deiner annehmen. Was das für ein scharmanter Ehemann ist! Adieu!

KAPRICE. Adieu! Beide ab.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 137-138.
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