Die Veltlinertraube

[44] Brütend liegt ein heißes Schweigen

Über Tal und Bergesjoch,

Evoe und Winzerreigen

Schlummern in der Traube noch.
[44]

Purpurne Veltlinertraube,

Kochend in der Sonne Schein,

Heute möcht ich unterm Laube

Deine vollste Beere sein!


Mein unbändiges Geblüte,

Strotzend von der Scholle Kraft,

Trunken von des Himmels Güte,

Sprengte schier der Hülse Haft!


Aus der Laube niederhangend,

Glutdurchwogt und üppig rund,

Schwebt ich dunkelpurpurprangend

Über einem roten Mund!


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 44-45.
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