Schwüle

[37] Trüb verglomm der schwüle Sommertag,

Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag –

Sterne, Sterne – Abend ist es ja –

Sterne, warum seid ihr noch nicht da?


Bleich das Leben! Bleich der Felsenhang!

Schilf, was flüsterst du so frech und bang?[37]

Fern der Himmel und die Tiefe nah –

Sterne, warum seid ihr noch nicht da?


Eine liebe, liebe Stimme ruft

Mich beständig aus der Wassergruft –

Weg, Gespenst, das oft ich winken sah!

Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da?


Endlich, endlich durch das Dunkel bricht –

Es war Zeit! – ein schwaches Flimmerlicht –

Denn ich wußte nicht, wie mir geschah.

Sterne, Sterne, bleibt mir immer nah!


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 37-38.
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