Das Seelchen

[57] Ich lag im Gras auf einer Alp,

In sel'ge Bläuen starrt ich auf –


Mir war, als ob auf meiner Brust

Mich etwas sacht betastete.

Ich blickte schräg. Ein Falter saß

Auf meinem grauen Wanderrock.

Mein Seelchen war's, das flugbereit,

Die Schwingen öffnend, zitterte.

Wie sind die Schwingen ihm gefärbt?

Sie leuchten blank, betupft mit Blut.


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 57.
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