XXVIII
Bin ich ein Dichter?

[403] Das Lied des Welschen wandelt voller Glanz,

Es schwebt wie Musenschritt und Grazientanz.


Der Reim des Welschen hat ein hell Geläut –

Ob ich ein Dichter bin? Das plagt mich heut.


Du zweifelst, Hutten? Hat dich eines Tags

In Augsburg nicht gekrönt der Kaiser Max?


Das gilt!... Auch neben diesem welschen Lied?

Wär ich am Ende bloß ein Verseschmied?


Ich bin ein Verseschmied! So nenn ich mich!

Am Feuer meines Zornes schmiedet ich


Rüstung und Waffen zu des Tags Bedarf

Und wahrlich, meine Schwerter schneiden scharf!

Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 403.
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