An mein Mädchen

[271] (1776.)


Mir ist doch nie so wohl zu Mut,

Als wenn du bei mir bist,

Und deine Brust an meiner ruht,

Dein Mund den meinen küßt;

Dann schwindet alles um mich her,

Ich weiß von aller Welt nichts mehr.[271]


Im Freundekreis, beim Becher Wein,

Da bin ich freilich gern:

Doch, fällst du mir, mein Mädchen, ein,

Schnell ist die Freude fern;

Und bis ich wieder bei dir bin,

Kömmt keine Ruh' in meinen Sinn.


O wäre doch die Zeit schon da,

Die noch so ferne scheint,

Da am Altar ein freudig Ja

Auf ewig uns vereint!

Dann wär' ich Tag und Nacht bei dir,

Dann raubte nur der Tod dich mir!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50, Stuttgart [o.J.], S. 271-272.
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