Bei einer Schlittenfahrt

[195] 1772.


Ach! ich sah es, wie ihr Schlitten

Windeschnell vorbeigeglitten.

In dem ganzen, langen Reihn

Sah ich ihren nur allein!


Von den Silberglöckchen allen

Hört' ich ihre nur erschallen;

Aber trauervoll und bang

Tönte mir ihr Silberklang.


Dieses Herz, das ich besessen,

Wird es meiner nicht vergessen?

Lachte sie dem Jüngling nicht

Mit vergnügtem Angesicht?


O ihr schneebedeckten Höhen,

Wo ich sie zuerst gesehen,

Stimmt in meinen Klageton!

Sie vergaß Amyntens schon!


In dem Schnee, auf diesen Auen,

Soll man ihren Namen schauen!

Unter tiefer Herzenspein,

Grab' ich hundertmal ihn ein.


Aber bald wird er vergehen!

Winde werden ihn verwehen!

Ach, so schwand aus ihrem Sinn

Auch mein Angedenken hin!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50, Stuttgart [o.J.], S. 195-196.
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