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[83] Eine goldene Sichel

in bräunlichen Garben,

liegt der Mond

im bronzenen Gewölk.

Mag da weit

die Schnitterin sein?

Ich meine,

die Schwaden bewegen sich –

oh, ich errate alles!

Ins Ährenversteck

zog wohl ein Gott

die emsige Göttermaid, –

irgend ein himmlischer

Schwerenöter der Liebe,

Jupiter-Don Juan

oder Wodan-Faust ...

In frohem Schreck

ließ sie die Sichel fallen ...

Oh, Ihr königlich freien,

heiter genießenden,

seligen Götter!

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 1, Basel 1971–1973, S. 83-84.
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