[Das bloße Wollen einer großen Güte]

[38] Das bloße Wollen einer großen Güte

ist ganz gewiß ein hohes Menschentrachten.

Doch es erhebt sich erst zur vollen Blüte,


wenn Gnaden eines seherisch Erwachten

den Kosmos nachtentleitetem Gemüte

als Geisterkunstwerk zum Bewußtsein brachten.


Dann wächst aus Riesenschöpfungsüberblicken,

aus Aufschau zu verborgnen Bildnersphären,

aus Selbstmiteinbezug in deren Stufen –


ein Mitgefühl mit dieser Welt Geschicken,

das mehr als dunkle Herzenstriebe nähren,

das höchste Götter mit ans Werk berufen.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 11, Basel 1971–1973, S. 38-39.
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