Die Schmiede.

[118] War dem Pfarrhause schräg gegenüber, mit einem grünen Platze, der mit Bäumen beschattet war, wo zwischen den Blättern die Funken flogen. –

Hartknopf konnte aus seiner Studierstube das Getöse der Hämmer auf dem Ambos hören, und dann schlug sein Herz stärker, – unwillkührlich machte er das Buch zu, und konnte nicht auf der einsamen Stube bleiben.

Die Jahre seiner frühsten Jugend traten in ihrer Kraft und Blüthe vor seine Seele.

Um seine Schultern schlotterte die Löwenhaut – und auf die schwere Keule stützte sich sein Arm. –

Die Welt lag vor ihm offen vom Aufgange bis zum Niedergänge. – Er bahnte zwischen Ungeheuern durch Wüsten sich seinen Weg, bis aus den dunklen Zweigen, die goldne Frucht[119] ihm entgegen blinckte, und er sie dem seufzenden Stamme mit kühner Hand entriß.

Heimlich stahl er sich aus dem Hause fort, und eilte hinter die Bäume, welche die Schmiede versteckten; dann lehnte er sich über die halbe Thür am Eingange, und blickte sehnsuchtsvoll Nach dem glühenden Ofen hinüber, während daß die Funken um seine Locken spielten. –

Unter den wiederholten Schlägen ebnete sich der Huf, das starre Eisen spitzte sich.

Das Unförmliche bekam Gestalt und Form. –

Nun konnte er nicht länger widerstehen – es dauerte nicht lange, so stand er in der Mitte der Arbeitenden, führte den Hammer wie sie, und die obere Thür ward angelehnt, damit der Küster Ehrenpreiß nicht etwa vorübergehen, und seine Blicke dies Heiligthum entweihen mochten.

Hier brachte Hartknopf auch in dem bittersten Leiden noch manche süße Stunde an der Seite seines Freundes zu, und stählte seine Brust zur Ertragung alles Ungemachs und aller Widerwärtigkeiten des Lebens.[120]

Wenn er denn aber wieder zu Hause mußte, so wusch er sich sorgfältig die Hände, damit sein liebendes Weib die Spuren der ungewohnten Arbeit nicht entdecken möchte.

Quelle:
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 118-121.
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