17. Auftritt.

[28] Bertha. Dann Scheffler.


BERTHA. Es scheint, die ganze Stadt kommt außer Rand und Band. Dieses unselige Stiftungsfest – es will durchaus feindselig in mein Leben eingreifen – doch ich halte Stand – je mehr die Gefahr auf mich eindringt – desto stärker fühle ich meinen Muth, meine Widerstandskraft[28] wachsen – Stampft mit dem Fuß. Mein Mann darf nicht zum Stiftungsfest!

SCHEFFLER durch die Mitte. Unangenehm – wirklich sehr unangenehm!

BERTHA. Was?

SCHEFFLER. Das Zimmer im dritten Stock wird erst in drei Tagen fertig.

BERTHA. Nun, so wird Dein neuer Schreiber doch so lange im Gasthof bleiben können.

SCHEFFLER. Im Gasthof – jawohl, richtig im Gasthof. Aber grade während des Stiftungsfestes – – ich wünschte, daß er hier bei uns bleiben könnte.

BERTHA. Ah so, so! – ich verstehe. – Nun, ich will Dich nicht geniren – ich lasse Dir freies Feld für die Tage Deines Stiftungsfestes!

SCHEFFLER auf sie zutretend. Aber Bertha –

BERTHA ihn kalt abweisend. Bitte, mein Entschluß ist gefaßt – ich gehe zu meinem Bruder nach Rosendorf. Mag es Dir gut gehen – leb' wohl! Ab nach links.

SCHEFFLER. Eine Frau das Haus ihres Mannes verlassen? – es ist ja kaum möglich – nein nein – sie thut es auch nicht – gewiß nicht!


Quelle:
Gustav von Moser: Lustspiele. Band 1, Berlin 1873, S. 28-29.
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