Zweite Scene.

[1] Jenny von links. Johann.


JENNY. Mein Vater nicht hier?

JOHANN aufspringend. Ne Fräulein, er is noch in seinem Zimmer.

JENNY. Ach so! Will fort nach rechts.

JOHANN rufend. Gnädiges Fräulein! Gnädiges.

JENNY umkehrend. Nun?

JOHANN einen Brief hervorziehend. Ich habe hier 'nen Brief für Ihren Herrn Vater.

JENNY. So gieb ihn doch ab – was soll ich dabei? Will fort.

JOHANN. Fräulein Jenny – Se müssen mir aber nich böse werden – hehehe! – Na – warum soll ich mir denn zieren – Der Herr Assessor Stein waren hier, gnädiges Fräulein.

JENNY bei Seite. Arthur?

JOHANN. Gab mir dies Zweithalerstück und den Brief – ne diesen Brief und dies Zweithalerstück, damit ich en nur an den Herrn Major abgebe, wenn er bei recht guter Laune ist.

JENNY die Hand auf's Herz, bei Seite. Er hat um mich angehalten.

JOHANN. Na, Fräulein, Unsereens is och nich aus Dummersdorf, und da dacht' ich – hehehe – Sie würden am Ende den richtigen Moment noch besser abschnappen können zu diesem telegräflichen Dokument. Meinen Sie nich?

JENNY. Gieb her. Das ist verständig von Dir. Nimmt den Brief. Aber weißt Du denn, was darin steht?

JOHANN schlau. Wissen Se, gnädiges Fräulein, heut zu Tage is Allens politisch, und um politisch zu sein, sage ich: wenn des Ledigsein der Friede is – und die Ehe der Krieg Schnell und beiläufig. wie se immer sagen – ich bin freilich nich verheirathet –[2] ich weeß des nich – so globe ich – deß – deß – Se müssen aber nich böse werden, Fräulein Jenny.

JENNY. Nun?

JOHANN. Deß – hehehe – deß der Herr Assessor mit Ihnen in Krieg ziehen will. Verbeugt sich schnell. Ab durch die Mitte.


Quelle:
Gustav von Moser: Krieg oder Frieden? Berlin [o.J.], S. 1-3.
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